Wie heißt’s?

SEIT ICH TOT BIN, KANN ICH DAMIT LEBEN

Geistreiche Rückblicke ins Diesseits

 

Wer hat’s geschrieben?

Willi Näf ist Schweizer Journalist, Kolumnist und Satiriker. Sein letzter Roman heißt „Gesegnet sei das Zeitliche“. Seine zwei Töchter sind ausgeflogen, seine Frau ist immer noch da. Mit ihr lebt er im Baselbiet und im Appenzellerland.

 

Worum geht’s?

Der Autor stellt zehn Persönlichkeiten aus der Geschichte mit genau recherchierten Kurzbiografien vor. Dann befragt er die verstorbenen Menschen in fiktiven Interviews, die verblüffend glaubhafte und lebendige Antworten geben. Sie werfen einen Blick zurück auf die dramatischen Ereignisse ihres Lebens, ihre Fehler und ihre glücklichen Momente. Dabei blitzen neue Erkenntnisse und Versöhnung auf.

 

Wie ich es finde.

Schon lange hat mich kein Buch mehr so gepackt wie dieses. Willi Näf ist ein immens begabter Schreiber. Er hat sein Handwerk als Journalist, als Ghostwriter für Politiker, als Biograph verschiedener Persönlichkeiten und als Kolumnist gelernt und immer weiter verfeinert. Er schreibt mit Respekt und Einfühlungsvermögen über Menschen, die dramatische Schicksalsschläge erlebten und schreckliche Entscheidungen treffen mussten. Das hat Gewicht, da ist viel Ernst dabei – und dann schafft es der Satiriker, in den fiktiven Wortgefechten auch immer wieder Heiteres und Hoffnungsvolles hineinzubringen. Oder es sind die Interviewten selbst, die unerwartet Witz und Geistreiches einbringen. So erfahren wir Neues über Winston Churchill, über Prinzessin Alice von Battenberg (die Mutter des vor Kurzem verstorbenen Prinz Philip, wer die Serie „The Crown“ gesehen hat, wird sie sofort wiedererkennen). Die Großmutter von Donald Trump, Elizabeth Trump, bricht das Interview wegen der kritischen Fragen sogar empört ab! Der Mann, der den Theologen Dietrich Bonhoeffer auf Befehl umbrachte, kommt genau so zu Wort wie Charles Lindbergh junior, der – knapp zweijährig – entführt und umgebracht wurde.

 

Wie Willi Näf diese bewegenden Schicksale aufnimmt und noch in den dunkelsten Momenten Hoffnung aufblitzen lässt, ist ganz großes Kopfkino. Und als wäre das nicht genug, kreuzen sich diese Lebenswege auf verschlungenen (aber gut belegten) Pfaden. Als „Bonustrack“ gibt es ein Interview mit Maria, der Mutter von Jesus, das vor einem Jahr in einer großen Schweizer Sonntagszeitung erschienen ist. Ein großartiges Bild einer selbstbewussten Frau, mit viel Tiefgang und ohne jede Frömmelei.

„Seit ich tot bin, kann ich damit leben“ ist ein Lesevergnügen, das einen bereichert, nachdenklich und glücklich zurücklässt.

 

Wer sollte es lesen?

Alle, die gern gute Bücher lesen. Wer sich für Geschichte interessiert, wer Biografien mag, wer sich Gedanken macht über den Sinn unseres Daseins mit all seinen ganz schön schrecklichen und fast schrecklich schönen Möglichkeiten, ist hier mehr als gut bedient. Wer neue Ansätze sucht zum Nachdenken über Leben und Tod, wird reich beschenkt. Und wer geistreichen Humor und präzise Formulierungen mag, wird dieses Buch lieben.

 

Wo ist es erschienen?

adeo Verlag, 288 Seiten, Buch (gb.) EUR 22,–, E-Book: EUR 17,99

 

 

MARTIN DÜRR ist evangelisch-reformierter Pfarrer in Basel (www.pfarramt-wirtschaft.ch).

 

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