„Sie dürfen nicht alles glauben, was Sie denken!“ – Wohl hundertmal habe ich dieses Zitat des bekannten Schauspielers Heinz Erhardt beim Coaching von Führungskräften oder beim Moderieren von Konfliktklärungsgesprächen schon eingesetzt. Denn wir alle tappen ständig in diese Falle: Das für „objektiv wahr“ zu halten, was wir selber denken – über uns, über andere, über eine bestimmte Situation oder über ein Diskussionsthema. Es gilt jedoch, sich darin zu üben, die Dinge „von außen“ und manchmal auch „von oben“ zu betrachten, und nicht nur „von innen“, also aus der eigenen subjektiven Perspektive.

Es erfordert Reife, sich nicht so wichtig zu nehmen – und Mut, andere in Konfliktsituationen dazu anzuleiten.

 

Die Kirchenväter nannten das, was aus einer gesunden Selbstdistanz entsteht, eine Haltung der „Indifferenz“. Damit bezeichneten sie das innere Abrücken von der eigenen subjektiven Vor-Einstellung, bevor man damit beginnt, einen Sachverhalt zu analysieren und zu beurteilen. Dadurch soll die eigene emotionale Betroffenheit erkannt und gezügelt werden, und der Blick auf die Situation – oft gemeinsam mit anderen Menschen – möglichst unverstellt sein, damit die Sache oder die Person, um die es gerade geht, im Vordergrund stehen kann. Und vor allem: damit ihr die Lösung gerecht wird.

 

Es erfordert Reife, sich nicht so wichtig zu nehmen – und Mut, andere in Konfliktsituationen dazu anzuleiten. Wenn das gelingt, wird man beschenkt mit Ergebnissen, die tragfähig und im Wortsinne „er-lösend“ sind.

 

Kristian Furch

ist Partner bei der Führungsberatung „LeadershipPartners“, die Unternehmen bei der strukturellen und individuellen Umsetzung von guter Führung unterstützt. Er ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und zwei Enkelkinder.

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