„Ihr sollt wissen: Ein jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn.“

Jakobus 1,19 (Monatslosung Juli 2019)

 

 

 

In einer Zeit, in der Stress bei vielen Menschen an der Tagesordnung ist, haben wir eins verlernt: geduldig zu sein. Alles muss schnell gehen. Jeder läuft mit seiner inneren Agenda durch den Tag – und wehe, etwas läuft anders als geplant oder irgendetwas kommt dazwischen! Der Zug verspätet sich? Eine Mail kommt später als geplant? Jemand ist krank? Oh weh, der Puls steigt. Doch eine Gesellschaft, die sich selbst und andere durch inneren Stress unter Druck setzt, verliert die Fähigkeit, sich empathisch auf andere einzulassen. Wirklich im Jetzt zu verweilen und einander zugewandt zu begegnen.

 

Wirft man einen Blick in die Kommentarspalten der Online-Medien, erschrickt man, welch ein rauer Wind in den Sphären des Digital-Universums weht. Da wird beleidigt, gedroht, unterdrückt – auf gut Englisch: Hate-Speech gelebt! Impulsiv und ungefiltert wird genau das rausgehauen, was man im jeweiligen Moment fühlt und denkt. Übertreibung und Provokation werden gerne eingesetzt. Jeder, der eine andere Meinung als man selber hat, wird niedergemacht.

 

Und im realen Leben? Naja, ehrlich gesagt sieht es da auch nicht wirklich anders aus, oder? Wenn dann jemand kommt, der uns oder unsere Leistung kritisiert, da springt doch schnell unser Rechtfertigungs-Mechanismus an und wir schalten sofort unseren Gegenwehr-Modus ein. Wir wollen auf Biegen und Brechen nicht versagen, und wenn jemand mich kritisiert, dann habe ich das doch, oder?

 

 

Zwei Ohren, ein Mund

Im Kontext unserer Zeit sind die Worte von Jakobus so herausfordernd, aber auch genauso heilsam, wie selten zuvor: „Ein jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn“ (Jakobus 1,19).

 

Wenn wir unsere Realität beschreiben würden, würde sie wohl eher so lauten: „Ein jeder Mensch hört langsam, redet schnell und der Puls steigt in Nullkommanichts auf 180!“

Schnell zum Hören. Langsam zum Reden. Langsam zum Zorn. – Wenn wir unsere Realität beschreiben würden, würde sie wohl eher so lauten: „Ein jeder Mensch hört langsam, redet schnell und der Puls steigt in Nullkommanichts auf 180!“ Unser aktuelles Konzept im Umgang mit anderen ist völlig gegensätzlich zu dem, was Jakobus rät. Unsere Art, zu kommunizieren, ist häufig destruktiv und führt in der Regel zu nichts. Anstatt in Dialog zu treten, werden Mauern gebaut. Anstatt wirklich hinzuhören und einander verstehen zu wollen, geht es nur um Meinungsmache und ums Gewinnen, ganz nach dem Motto: Das lautere Argument siegt!

 

Jakobus erinnert uns daran, dass wir wirklich zuhören sollen. Mit einem offenen und entspannten Herzen im Gespräch sein sollen. Verstehen wollen – auch zwischen den Zeilen. Wirklich den anderen mit seinem Anliegen erfassen wollen. Und wenn wir meinen, etwas sagen zu können, dürfen wir es weise und bedacht tun. Nachdem wir in Ruhe ein- und ausgeatmet haben. Nicht, um dem anderen eins auszuwischen, sondern ihm wirklich im Gespräch zu begegnen und dann konstruktiv zu reden und dann miteinander weiterzugehen.

 

Eine Herausforderung? Auf jeden Fall! Nötig in unserer Zeit: Unbedingt! Denn, und da bin ich mir sicher: Würden wir in unseren zwischenmenschlichen Begegnungen gnädiger, liebevoller und menschenwürdiger miteinander umgehen, würde sich Druck auflösen und Freiheit entstehen. Eine Freiheit, in der wir aufeinander zugehen und gemeinsam unsere Familien, unsere Arbeitsstellen, unsere Universitäten, unsere Kirchen, unser Land und unsere Welt zu einem besseren Ort machen würden. Ich will in meinen Gesprächen damit beginnen.

Nelli Bangert

liebt es, Menschen in ihrem Glauben an Gott zu ermutigen und neu herauszufordern. Das tut sie mit ihren Büchern, auf Social Media und im Rahmen von Freizeiten und Events, auf denen sie immer wieder als Sprecherin unterwegs ist. Mit ihrem Mann Christian leitet sie einen Jugendkreis.

 

 

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