„Ich bin glücklich verheiratet. Die Silberhochzeit liegt schon einige Jahre hinter uns, unsere drei Kinder gehen alle erfolgreich ihren eigenen Lebensweg. Unser Haus ist immer noch unser Traumhaus und meine Frau und ich sind gesund und beruflich erfolgreich – kurzum: wir leben ein Leben, für das uns viele Bekannte beneiden.

 

Und doch schleicht sich seit einiger Zeit etwas Ungesundes in unsere Zweisamkeit. Seit zwei Jahren habe ich eine Mitarbeiterin, die ich sehr sympathisch finde. Sie ist fachlich kompetent, wir arbeiten perfekt zusammen und haben schon einige berufliche Höhen und Tiefen überstanden. Durch diese berufliche Nähe, die vielen Meetings und Geschäftsreisen sind wir uns auch privat nähergekommen. Ich weiß viel von ihrer Familie und sie von meiner. Es gibt kaum ein Thema, das wir nicht ansprechen. Es tut gut, so eine vertraute Person zu haben. Doch obwohl körperlich bisher nichts passiert ist, wird unsere Nähe irgendwie intimer. Wir empfinden beide etwas Wunderschönes, wenn wir unsere Zeit gemeinsam verbringen können, und so treffen wir uns seit geraumer Zeit auch hin und wieder auf einen Kaffee im nichtberuflichen Kontext. Und mich durchschwirrt immer häufiger der Gedanke, dass wir vermutlich ein Traumpaar abgeben könnten, wären wir nicht schon anderweitig verheiratet.

 

Meine Frau stellt in letzter Zeit immer häufiger Fragen und ich spüre, dass unsere Nähe nicht mehr die Qualität von früher hat. Da ich aber mit meiner Kollegin nicht intim war, sehe ich kein wirklich großes Problem. Ich möchte die Beziehung zu meiner Frau nicht verlieren, aber die Freundschaft zu meiner Kollegin eben auch nicht. Gibt es da einen guten Weg?“ – Peter M.

 

 

 

Vielen Dank für Ihre ehrliche und offene Mail. Es ist immer wieder schön und wertvoll, einen Freund oder eine gute Freundin zu haben, welche uns in Höhen und Tiefen unseres Lebens zur Seite stehen – Menschen, denen wir voll vertrauen können. Freundschaft fängt ja meistens ganz oberflächlich an, doch bald wird aus anfänglicher Sympathie Wertschätzung und Vertrauen. Und das ist gut, denn das brauchen wir für ein gesundes Leben. Wenn diese Freundschaft allerdings zwischen Mann und Frau entsteht, besteht immer auch die Möglichkeit, dass die beiden sich ineinander verlieben. Das ist an sich nicht problematisch – es sei denn, wir sind bereits gebunden.

Wo fängt Fremdgehen an? Erst wenn man körperlich mit einem anderen Menschen intim ist?

Martin Luther wird folgender Satz zugeschrieben: „Wir können nicht verhindern, dass Vögel über unseren Köpfe ihre Kreise ziehen, aber wir können verhindern, dass sie auf unseren Köpfen Nester bauen.“ Natürlich sind all die restlichen Frauen beziehungsweise Männer auf dieser Erde nicht plötzlich hässlich und unattraktiv für uns, nur weil wir verheiratet sind. Doch für mich sieht es so aus, als ob Sie gerade dabei sind, der Beziehung zu Ihrer Kollegin „ein Nest“ zu bauen.

 

Wo fängt Fremdgehen an? Erst wenn man körperlich mit einem anderen Menschen intim ist? Das müssen Sie selber nach Ihren Werten entscheiden. Doch es gibt auch so etwas wie eine „emotionale Intimität“ zu einer anderen Person, die für eine (Ehe)-Beziehung ebenfalls gefährlich ist. Durch Ihre offenen und vertrauten Gespräche mit Ihrer Kollegin bekommt sie einen Platz in Ihrem Herzen und Ihrer Seele, der ihr nicht zusteht. Sie wird Sie emotional immer mehr in Anspruch nehmen, wodurch der Platz in Ihrem Herzen für Ihre Ehe kleiner wird.

 

Auch wenn es Ihnen schwerfällt: Wenn Sie nicht weiter in Versuchung geraten möchten, sollten Sie diese emotionale Intimität beenden und zukünftig vermeiden. Gehen Sie auf Distanz zu Ihrer sympathischen Kollegin, vermeiden Sie privaten Austausch und private Treffen und investieren Sie in Ihre langjährige Ehe immer wieder neu! Besprechen Sie mit Ihrer Frau, wo Sie von Ihrer Beziehung enttäuscht sind und in welchem Maß Sie Freundschaft und seelische Intimität vermissen. Vergeben Sie sich gegenseitg, wo Sie hier aneinander vielleicht sogar durch bewussten Rückzug schuldig geworden sind. Suchen Sie als Paar gemeinsam nach Wegen, beides (wieder neu) aufzubauen. Nur so entsteht ein guter Schutzwall, der die eigene Partnerschaft stärkt und gegenüber Dritten erfolgreich schützt.

Frank Pahnke

ist Lebensberater und Heilpraktiker Psychotherapie mit eigener Praxis in Trossingen.

 

www.bplus-beratungen.de

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