Einige Jahre habe ich als Assistentin der Pflegedienstleitung in einem Krankenhaus gearbeitet. Meine damalige Chefin – eine Diakonisse, die nicht nur Pflegedirektorin sondern gleichzeitig auch noch Oberin ihrer Schwesternschaft war – sagte einmal zu mir: „Wissen Sie, Frau Frantzen, die Leute kommen immer nur zu mir, wenn irgendwo etwas klemmt. Ich höre so viele Klagen und so viel Negatives. Keiner kommt mal, um mitzuteilen, dass es gerade gut läuft. Das ist scheinbar selbstverständlich.“

 

Wie gut ich sie damals verstanden habe, war ich doch selbst oft in Situationen, wo ich gerne einfach mal ein „Gut-gemacht-weiter-so!“ gehört hätte. Nicht unbedingt im beruflichen Umfeld, denn besagte Diakonisse konnte hervorragend ehrlich wertschätzen und ermutigen – vielleicht gerade deshalb, weil sie es oft selbst so schmerzlich vermisste. Wie oft war ich aber im privaten Rahmen unsicher in dem, was ich tat und wünschte mir in mancher Herausforderung einfach mal ein paar ermutigende Worte.

Wir können mit unseren gesprochenen Worten Ermutiger oder Entmutiger sein, wir können aufbauen und wir können zerstören.

Unsere Welt ist in den letzten Jahren in vielen Bereichen kälter geworden – Mobbing, auch im Internet, ist mittlerweile an der Tagesordnung und nicht nur in den sozialen Medien wird gemeckert und kritisiert, was das Zeug hält. Worte haben große Macht – sowohl negativ als auch positiv. Wir können mit unseren gesprochenen Worten Ermutiger oder Entmutiger sein, wir können aufbauen und wir können zerstören. Wir können entscheiden, ob wir „shit-stormen“ oder „encourage-stormen“ wollen.

 

Heute denken wir über „Ermutigung“ nach:

 

→ Wem könnte ich in der kommenden Woche einmal sagen, dass er etwas ausgesprochen gut macht? Vielleicht einem Kollegen/einer Kollegin, die auf einem Gebiet Neuland betritt und unsicher ist, meinen Kindern, wenn sie ein Koch- oder Backrezept ausprobiert haben, das lecker geschmeckt hat, dem jungen Verkäufer, der mich im Geschäft freundlich bedient hat und der noch in der Ausbildung ist …

 

→ Wer ist gerade entmutigt – sei es aufgrund einer schwierigen Lebenssituation, dem Verlust des Jobs, einer langwierigen Erkrankung? Wie könnte ich ihn ermutigen?

 

Eine ehrliche Ermutigung kostet nichts, wird aber den Tag der jeweiligen Person verändern, wenn sie spürt: Da nimmt mich jemand wahr, ich kann etwas, ich bin begabt. Das müssen nicht nur Kinder täglich hören, sondern auch Erwachsene – und manchmal eben auch Chefs und Chefinnen.

 

Also: Lass auch an diesem zweiten Advent und in der kommenden Woche dein Licht leuchten! Dein Nächster freut sich – und die Welt wird ein kleines Stückchen heller.

INGE FRANTZEN

ist MINDO-Redakteurin und Systemische Lebensberaterin (IGNIS).

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