Jule ist die Art Mensch, die wohl jeder gerne an seiner Seite hätte: immer für andere da, stets ein offenes Ohr. Im Büro erledigt sie alle ihr anvertrauten Aufgaben gewissenhaft, powert rein, denkt mit. Zu Hause hält sie die Familie zusammen, organisiert, macht und tut. Nur ist sie in letzter Zeit ziemlich ausgepowert. Das letzte Jahr mit pandemiebedingtem Homeschooling, Homeoffice, gesundheitlichen Problemen in der Familie und diversen finanziellen Herausforderungen hat sie gekonnt gemeistert, aber jetzt ist es dringend an der Zeit, die Energietanks wieder aufzufüllen!

 

Sieben Sorten Ruhe

Obwohl Jule eher „Eule“ als „Lerche“ ist, geht sie abends bewusst früh ins Bett. Sie will ihre Tanks mit extra viel Schlaf auffüllen. Überraschenderweise kann sie sogar recht zügig einschlafen. Nur ist sie morgens trotzdem nicht erholter als am Abend zuvor – weder nach der ersten langen Nacht, auch nicht nach der zweiten, siebten oder zehnten in Folge. „Was mache ich nur falsch?“, fragt sie sich.

 

An ihrem Wollen liegt es nicht. Nur unterliegt ihr Energieauftank-Plan einem fundamentalen, weit verbreiteten Denkfehler: nämlich dem, dass ein Mehr an Schlaf der Schlüssel zur Erholung ist. Natürlich brauchen wir Schlaf – und zwar regelmäßig und in ausreichendem Maße. Jedoch reicht Schlaf allein nicht aus. Erholung muss weiter gedacht und gelebt werden.

 

Schlaf allein reicht nicht aus. Erholung muss weiter gedacht und gelebt werden.

Die Ärztin Dr. Saundra Dalton-Smith bietet hierzu einen bedenkenswerten Ansatz: Sie unterscheidet zwischen sieben verschiedenen Arten von Ruhe. Dazu gehört beispielsweise der sensorische Aspekt, bei dem es darum geht, sich Reizen von außen immer wieder bewusst zu entziehen. Das könnte so aussehen, dass man zwischendurch bewusst die Augen schließt, die Zeit vorm Schlafengehen handy- bzw. fernsehbildschirmfrei gestaltet oder sich akustische Ruhe gönnt. Neben Schlaf können auch aktive Handlungen wie Massagen oder Stretching zur körperlichen Entspannung beitragen. Ein Notizblock auf dem Nachttisch kann zur mentalen Entspannung beitragen, indem wir darauf die Dinge notieren, die uns sonst womöglich die ganze Nacht über wachhalten würden. Einen Ort zu haben, wo man ganz man selbst sein kann, sorgt für emotionale Ruhe, wohingegen die Suche nach (menschlichen) Energiefressern und Kraftspendern helfen kann, für eine gute Balance in diesem Bereich zu sorgen. Sich seinen Arbeitsplatz so einzurichten, dass er inspiriert statt einen durch das auf ihm befindliche Chaos zu erschlagen, ist ebenso energiespendend wie das tiefe Gefühl von Zugehörigkeit und Sinn, das beispielsweise im Glauben gefunden werden kann.

Herausfinden, was individuell funktioniert

Jeder Mensch ist anders, jede Lebensrealität bringt unterschiedliche Gegebenheiten und Herausforderungen mit sich. Und so muss sich Jule genau wie wir auf die Suche nach den Dingen machen, die die persönlichen Energietanks füllen. Oder mindestens genauso wichtig, wenn nicht sogar wichtiger: nach denen, die uns Energie kosten. Hier gibt es keinen „Quick-Fix“, keine Standardlösung von der Stange. Stattdessen gilt es, sich auf eine Entdeckungsreise zu begeben, mit Ideen zu experimentieren, um dann den ganz eigenen Weg zu finden. Einen, der so beschaffen ist, dass er mitten im Alltagstrubel funktioniert!

Nicole sturm

lebt und arbeitet in Norddeutschland und unterstützt als psychotherapeutischer Coach (Heilpraktikerin für Psychotherapie) Menschen in den Herausforderungen des Lebens – online, telefonisch oder auch ganz „klassisch“ vor Ort in ihrer Praxis.

 

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