„Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?“

Matthäus 16,26 (Monatslosung September 2019)

 

 

Der Hunger nach „Mehr“ ist überall zu spüren: Mehr Macht. Mehr Geld. Mehr Erfolg. Mehr haben. Mehr konsumieren. Mehr genießen. Dem Mehr ist kein Limit gesetzt: Je mehr wir haben (von was auch immer), desto besser wird es sein. Denken wir. Glauben wir. Und richten unser Leben danach aus.

 

Und tatsächlich – mit der Zeit wächst das Mehr: Das Auto wird dicker, das Haus wird größer, das Portemonnaie schwerer, der Terminkalender voller. Und wir gehen Schritt für Schritt tiefer hinein in das Mehr, das immer mehr Hunger schürt und einen immer nur noch weiter locken will. Mehr geht immer, denn das Mehr ist grenzenlos. Puh, wann werden wir innehalten und endlich das „Mehr“ genießen? Zufrieden sein? Ankommen? Oder werden wir unaufhörlich unterwegs sein mit dem Blick auf den weiten Horizont, wo wir uns immer noch mehr Mehr erhoffen?

 

In der Monatslosung für den September stehen treffende Worte: „Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?“ (Matthäus 16,26) Das ist Weisheit pur! Denn was hilft es uns, wenn wir am Ende scheinbar alles haben, aber uns selbst auf der Überholspur verloren haben? Wenn wir unser einzigartig wertvolles Leben der Suche nach dem Mehr geopfert und dabei verpasst haben, wirklich zu leben? Was hilft es, wenn am Ende des Tages das Bankkonto voll ist, der Sportwagen vor dem Haus steht, aber die Fähigkeit zu genießen, das Leben zu schmecken und gut für sich und seine Lieben zu sorgen, verloren gegangen ist? Was, wenn Freundschaften zerbrochen und private Lebensträume geplatzt sind? Was hilft es, wenn man sich am Ende des Tages mit einem zu großen Lebenshaus wiederfindet, in dem kein echtes Leben stattfindet? In dem nicht gelacht, getanzt, ehrlich geredet und das Leben miteinander geteilt wird.

Wann werden wir innehalten und endlich das Mehr genießen? Zufrieden sein? Ankommen? Oder werden wir unaufhörlich unterwegs sein?

Wie viel wichtiger als ein großes Lebenshaus ist doch, dass man gerne in sich zu Hause ist. Und wie schade wäre es, wenn wir vor lauter Weltgewinnen vergessen würden, herzhaft zu lachen, zuzuhören, zu schweigen, mitzuweinen, für andere zu beten, und uns von Gott in Begegnungen führen zu lassen. Mit Gott echte Herzenszeit zu erleben, der in Person das Leben ist. Wie schön wäre es, wenn die Seele viel mehr Raum bekommt, um zu ruhen und zu atmen! In Gottes Gnade aufzublühen und sich zu entfalten und zu erfahren, dass in seiner Gegenwart die Sehnsucht nach mehr immer kleiner wird. Und wo unsere Seele immer mehr zu der wird, die sie sein soll, die erfrischt und guttut – anderen, aber auch sich selbst. Eine Seele, die das echte Leben schmeckt, das schon vor dem Mehr zu finden ist – in Gott, der allein unser tiefstes Sehnen stillen kann und will.

 

Vielleicht braucht es gar nicht mehr, als wir schon haben. Und vielleicht finden wir echtes Glück schon jetzt, in diesem Augenblick.

 

 

Nelli Bangert

liebt es, Menschen in ihrem Glauben zu ermutigen und neu herauszufordern. Das tut sie mit ihren Büchern, auf Social Media und im Rahmen von Freizeiten und Events, auf denen sie immer wieder als Sprecherin unterwegs ist. Mit ihrem Mann Christian leitet sie einen Jugendkreis.

 

www.nelli-bangert.de 

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