Nein, in diesem Beitrag geht es nicht darum, wie oft Ehepaare Sex haben sollten. Ob einmal im Monat oder fünfmal die Woche – was hier die richtige Dosis ist, hängt zu sehr von der Persönlichkeit der Partner ab. Wenn beide damit glücklich sind, ist es okay. Es gibt keine Norm, der irgendein Paar entsprechen müsste.

Das Problem ist nur leider oft: Es sind nicht beide glücklich damit. Das erinnert an den Witz, in dem der Ehetherapeut die Partner getrennt voneinander befragt, wie oft sie Sex haben. Sie antwortet: „Ach, die ganze Zeit! Bestimmt zwei oder drei Mal die Woche.“ Er antwortet: „Eigentlich nur selten. Höchstens zwei oder drei Mal die Woche.“

 

Zu wenig Spaß

In ihren Augen will er also „zu viel Sex“. Doch dahinter steckt eigentlich eine andere Botschaft: Wäre sie von den intimen Zeiten begeistert, würde sie sich mit Sicherheit auch mehr davon wünschen. „Zu viel Sex“ ist deshalb nur die verkürzte Fassung von „zu viel schlechter Sex“! Und hier liegt des Pudels Kern: Wem das Miteinander-Schlafen zu viel ist, der hat einfach zu wenig Gefallen daran. Es fühlt sich nicht gut an, ist zu anstrengend, macht zu wenig Spaß. Ökonomisch gesprochen: Aufwand und Ertrag stehen in einem Missverhältnis.

Guter Sex ist eines der genialsten Bindemittel in der Ehe. Paare, die im Bett miteinander Glück erleben, sind kaum trennungsgefährdet.

Darum noch mal: Es gibt in der Regel kein „zu viel Sex“, sondern vor allem „zu viel schlechten Sex“. Wenn man das erst einmal erkannt hat, kommt man auch auf die Spur, wie sich der Konflikt lösen ließe: indem der Sex besser wird. Hier sind, wenig überraschend, beide Partner gefragt.

 

Der eher fordernde Partner muss darüber nachdenken, wie er sein Gegenüber glücklicher machen kann. Wenn immer nur die eigene Befriedigung im Mittelpunkt steht, geht der andere oft leer aus. Wenn es dagegen gelingt, die Lust im anderen zu wecken, wird das Beisammensein zu einer Quelle gewaltiger Glücksgefühle.

Wer das Wohl des anderen im Blick hat, wird auch leichter zyklisch bedingte Hormontiefs und damit verbundene Lustlosigkeit akzeptieren, ohne sich zurückgesetzt zu fühlen. Er wird dem anderen Pausen gönnen, um sich körperlich und mental zu regenerieren, denn allzu viel kann zur Überreizung führen.

Aber auch der reservierte Partner kann viel tun: Er sollte darüber nachdenken, wie er Sex mehr genießen könnte und von welchen Formen der Zärtlichkeit er gern mehr hätte – und muss das dann klar kommunizieren.

 

An die Hand nehmen

Wir wissen – auch aus eigener Erfahrung –, wie schwer es Paaren fällt, über sexuelle Bedürfnisse zu reden. Es muss aber gar nicht immer gleich die große Aussprache sein. Manchmal reicht es, die Hand des Partners beim Zusammensein sanft zu führen und ihm die Richtung zu weisen. Oder man liest gemeinsam ein Buch und nimmt das zum Anlass, einzelne Kapitel zu kommentieren. Auch die Vorbereitung der gemeinsamen Zeit (Hygiene, Kerzen im Schlafzimmer, etc.) oder die Beschäftigung mit dem Thema Partnermassage kann den Weg in neue Dimensionen öffnen.

 

Beide Partner tragen die Verantwortung dafür, dass ihr Sex besser wird. Guter Sex ist eines der genialsten Bindemittel in der Ehe. Paare, die im Bett miteinander Glück erleben, sind kaum trennungsgefährdet. Das heißt nicht, dass immer beide Gefühlsexplosionen auf höchstem Niveau erreichen. Es heißt aber, dass beide immer wieder tiefe Befriedigung erfahren. Und davon kann es nicht „zu viel“ geben.

 

Susanne & Marcus Mockler

sind seit über 30 Jahren verheiratet und Autoren des Ehe-Ratgebers „Das Emma-Prinzip“ (adeo Verlag). Sie halten Vorträge und Seminare zum Thema „Ehe und Familie“. Susanne ist systemische Paartherapeutin mit eigener Praxis und hat einen Bachelor-Abschluss in Psychologie. Marcus ist Journalist und Koautor verschiedener Bestseller (u. a. „Dem Leben Richtung geben“).

 

www.geliebtes-leben.de

 

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