Hanna ist begeisterter Naturfan. Sie liebt es, raus ins Grüne zu gehen, in den Bergen zu wandern, im Wald die besondere Luft einzuatmen, wenn es geregnet hat. Und am Meer zu sein, einfach so, ohne etwas zu tun, auf die Wellen zu schauen, wie sie gleichmäßig anrollen und sich wieder zurückziehen. Das Geräusch der Wogen wahrzunehmen, wie es anschwillt und wieder leiser wird. Nichts entspannt sie so wie die Natur, nichts gibt ihr solch ein angenehmes Körpergefühl und hebt ihre Laune. Draußen zu sein hilft ihr, sich mit sich selbst eins zu fühlen; das Denken hat Pause, die Gefühle ruhen. Sie ist mit sich selbst im Einklang.
Kraft tanken in der Natur
Hanna nutzt eine der größten Ressourcen, die wir als Menschen haben: die Kraftquelle Natur. Meistens unterschätzt, gehören grüne Umgebungen und natürliche Landschaften zu den wirkkräftigsten Gesundheitsfaktoren. Ein inzwischen bekanntes Beispiel ist das ursprünglich aus Japan stammende „Waldbaden“. Die gesundheitsfördernde Wirkung ist inzwischen wissenschaftlich gut belegt und wird von dortigen Ärzten per Rezept verschrieben.
Schon ein paar Minuten Aufenthalt im Grünen haben eine positive Wirkung.
Dass ein Spaziergang im Wald eine derart positive Wirkung auf Körper und Seele hat, liegt an verschiedenen Faktoren. So gibt es zum Beispiel Stoffe, sogenannte Terpene, die von den Bäumen in die Luft abgegeben werden und Stresshormone und Blutdruck senken. Die Farbe Grün, die Naturgeräusche – vom Rascheln des Laubes und plätscherndem Wasser bis hin zu singenden Vögeln – sind nachweislich beruhigend und heben die Stimmung. Schon ein paar Minuten Aufenthalt im Grünen haben so tatsächlich eine positive Wirkung.
Weite Landschaft tut gut
Weil wir Menschen viele Jahrtausende in savannenartigen Landschaften gelebt haben, fühlen wir uns auch heute noch in diesen sanft hügeligen Weiten besonders wohl. Vor allem, wenn sich Flüsse oder Seen darin befinden. Die Kombination von Grün und Blau lässt unsere Seele besonders aufatmen, und das hat dann auch einen stärkenden Effekt auf den Körper. Das könnte auch das Geheimnis sein, warum manch einer so gerne Golf spielt. Hanna hat sich vorgenommen, auch mal zwischendurch einfach einen Mini-Urlaub zu machen, ein wenig zu recherchieren und dann einen Tag lang eine deutsche Savanne in der Nähe zu durchstreifen – einfach so, ohne großen Plan. Sie freut sich auf das Abenteuer und ahnt, dass es sich absolut lohnt.
Altes Wissen neu entdeckt
Das Wissen um die positive Auswirkung der Natur ist schon alt. Bereits Hildegard von Bingen, Benediktinerin und Gelehrte im 12. Jahrhundert, sprach von der „Grünkraft“. Sie erforschte die Wirkung von Kräutern und die heilsame Beziehung zwischen Mensch und Natur. Der Psychotherapeut und Philosoph Erich Fromm prägte im 20. Jahrhundert für die Verbindung zur Natur den Begriff „Biophilia“, griechisch für „Liebe zum Leben“.
Die meisten von uns leben in einem Trott aus Arbeiten in künstlicher Umgebung, ein wenig Freizeit vor der Mattscheibe, Schlafen und wieder Arbeiten.
Heute sind es viele Praktiker, die als Wildnispädagogen, Ranger und Natur-Coaches Menschen wieder näher an unseren grünen Lebensraum heranführen wollen. Denn die meisten von uns leben heute üblicherweise in einem wenig hinterfragten Trott aus Arbeiten in künstlicher Umgebung, ein wenig Freizeit vor der Mattscheibe oder Sport im Studio, Schlafen und wieder Arbeiten. Und dann kommt etwas von außen – zum Beispiel ein Virus – und stoppt alles Gewohnte! Doch das ist unsere Chance, etwas zu verändern. Die Chance, raus zu gehen. Die Chance, die Kraftquelle Natur wieder zu entdecken.
Gottes Leben durchdringt die Natur
Gott hat alles Lebendige geschaffen, und es hat tatsächlich sein Leben in sich. Die keltischen Christen in Schottland und Irland des 4. bis 10. Jahrhunderts waren sich dessen sehr bewusst. Sie lebten im Einklang mit der Natur, mit großem Respekt und Freude an allem, was grün und bunt ist und allem, was atmet.
In ihrem Buch „Heilige Inseln. Die Kraft der keltischen Spiritualität“ beschreibt Joyce Denham das so: „In der Begegnung mit der Natur kann das neue Eden sichtbar werden. Manche Menschen machen diese Erfahrung bei Bergwanderungen oder beim Betrachten eines besonderen Sonnenuntergangs oder sie sind wie erstarrt von der unbeschreiblichen Schönheit eines kahlen Baumes vor einem kalten, grauen Winterhimmel. In solchen Momenten spricht die Schöpfung selbst von der Herrlichkeit des Schöpfers, dann ist es möglich, Jahwes großer Liebe und Gnade auf ganz persönliche Weise zu begegnen.“ (S. 26)
Auch die Bibel beschreibt, wie die Natur durchdrungen ist von der Lebendigkeit, die Gott schenkt: „Der Himmel soll sich freuen und die Erde in Jubel ausbrechen! Das Meer mit allem, was in ihm lebt, soll zu seiner Ehre brausen und tosen! Der Acker sei fröhlich mit allem, was auf ihm wächst! Auch die Bäume im Wald sollen jubeln, wenn der Herr kommt.“(Psalm 96,11–13)
Oder auch Jesaja 44,23, wo es heißt: „Freut euch, ihr Himmelswelten, denn der Herr hat gehandelt! Singt, ihr Tiefen der Erde, und ihr Berge, brecht in Jubel aus! Ihr Wälder, stimmt ein in das Lied, jeder Baum soll mitsingen! Denn der Herr hat sein Volk erlöst.“
Und als die Jünger eines Tages Lärm machten, als sie Gott priesen, und andere sich über sie beschwerten, antwortete Jesus ihnen: „Glaubt mir: Wenn sie schweigen, dann werden die Steine am Weg schreien!“ (Lukas 19,40)
Gottes Pracht in der Natur genießen
Hanna wandert inzwischen nicht mehr einfach so auf dem Bergpfad, den weiten Blick über die Gipfel und Täler vor Augen. Sie sitzt nicht nur so am Meer, um sich leer von aller Unruhe in ihrem Inneren zu machen. Sie öffnet sich Gottes Leben in dem, was um sie herum ist, was sie sehen und schmecken kann. Sie staunt über die Schöpfung, lässt sie auf sich wirken, spürt, wie ihr Herz dankbar wird für die Schönheit und Vielfalt all des Lebendigen um sie herum. Dass es echt ist, unverfälscht, nicht von Menschen gemacht. Dass Gott ihr hier begegnet, in den Wundern, die er gemacht hat. Das ist für sie weit mehr als bloß das Sahnehäubchen auf dem Naturerleben. Es ist für sie das Eigentliche, das durch die Schöpfung zu ihr spricht. Das sie beglückt – und belebt.
3 Kommentare
Hallo liebe Sabine, danke für den tollen Artikel! Genau mein Ding 😃. Im nächsten Monat werde ich meine Ausbildung zum Waldbademeister machen und bis Dezember darf ich mich noch dazu "Christlicher Achtsamkeitstrainer" nennen. Für mich eine perfekte Ergänzung zu meiner Ausbildung zum "Systematischen Coach". Danach werde ich all die Dinge noch mit Musik & Kulinarik kombinieren, um alle Sinne anzusprechen. Das ganze Ding heißt dann "Königsklang" Coaching mit allen Sinnen. Liebe Grüße an Dich - Matiz
Auf diesen Kommentar antwortenEin wirklich guter Artikel, den ich gerne bestätige. Genau das ist der Grund, wieso ich als Coach und Waldbademeister arbeite. Gerne mehr von diesen Artikeln. Gott hat uns solch eine geniale Kraftquelle geschenkt, die wir viel zu selten nützen. Liebe Grüße Matthias Mäder. www.MatthiasMaeder.de
Auf diesen Kommentar antwortenLieber Matthias, wir bleiben dran! :-)
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