Herr Niedernolte, Wertschätzung und Respekt – das sind zwei Themen, die Ihnen ganz offensichtlich am Herzen liegen. Zu jedem haben Sie ein Buch geschrieben. Warum?

 

TIM NIEDERNOLTE: Beide Themen haben in meinem Leben schon immer eine Rolle gespielt. Sie sind Teil meiner Vita, meiner Erziehung, meine Eltern haben mir das vorgelebt. Der Hauptgrund aber ist, dass es mich sehr oft genervt hat, dass beides so wenig gelebt wird. Ich habe, gerade in meinem Berufsleben, so oft gedacht: „Wenn man netter, wertschätzender, respektvoller, menschlicher miteinander umgehen würde, dann hätte man mehr Vorteile und käme glücklicher durch den Alltag.“ Aber nicht nur da, sondern auch im gesellschaftlichen Zusammenleben, zum Beispiel im Straßenverkehr. Wenn Menschen da ein bisschen mehr Gelassenheit hätten und einen Blick für andere, dann würde manches besser laufen.

 

Ich habe also immer wieder gemerkt: Das ist wirklich ein Thema – in allen Bereichen. Ich habe mich dann mit ein paar Freunden ausgetauscht und wir waren uns einig, dass jeder in seinem Bereich einen Mangel an Wertschätzung und Respekt empfindet und gerne etwas dagegen tun würde. Das Buch über Wertschätzung war so etwas wie der erste kleinste gemeinsame Nenner, den wir finden konnten, und das Buch über Respekt dann eine logische Folge, weil das erste so viel Anklang fand. Ich habe damals auf das Wertschätzungs-Buch so viele Rückmeldungen bekommen – sogar heute bekomme ich noch E-Mails oder Briefe –, dass ich gemerkt habe, das trifft einen Nerv. Vielleicht liegt es auch ein bisschen an der  Art und Weise, wie ich schreibe. Halt sehr persönlich – aber anders kann ich das gar nicht, denn ich bin ja auch selber jemand, den es betrifft. Auch ich bin nicht immer respektvoll, sondern kann mich da durchaus noch verbessern. Der Zustand der Welt, in der wir leben, ist ja nach dem ersten Buch nicht besser geworden. Ich dachte, da ist noch Luft nach oben, und Respekt fand ich dann noch mal eine Nummer tiefer und relevanter.

 

 

Mal persönlich gefragt: Wann haben Sie selbst sich denn zum letzten Mal respektiert gefühlt?

 

NIEDERNOLTE: Das war neulich in einer Redaktionssitzung von „hallo deutschland“. Manchmal werden in der Nachbesprechung der Sendung einzelne Beiträge angesprochen, aber die Moderation an sich fällt oft hinten runter, weil das natürlich nicht der Hauptteil der Sendung ist und das immer irgendwie läuft. Aber es gab schon mal einen Punkt, wo ich gesagt habe: „Wir haben jetzt so viel diskutiert über die Beiträge, die Umsetzung, die Feinheiten – könnte auch jemand mal sagen, wie ihm die Moderation gefallen hat?“ Es geht gar nicht darum, dass man immer Lob bekommt, sondern darum, dass man wahrgenommen wird. Bei dieser Nachbesprechung wurde ich dann explizit dafür gelobt, dass ich beim Moderieren immer einen tollen Weg finde, mir ganz oft Extragedanken mache. Das fand ich schön, weil jemand sich die Zeit genommen hat, das in der großen Runde noch einmal herauszuholen. Da habe ich mich für meine Arbeit wertgeschätzt gefühlt, etwas, was sonst gerne mal durchrutscht.

 

Von Spreu und Weizen

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Wertschätzung und Respekt?

 

NIEDERNOLTE: Wertschätzung ist vielleicht eher der kleine Bruder oder die kleine Schwester von Respekt – sie ist etwas filigraner und feiner und jeder würde es abnicken, dass man sie braucht. Beim Respekt trennt sich die Spreu vom Weizen, man muss sich mehr positionieren, da geht’s auch ums Eingemachte, da muss man sagen „ja“ oder „nein“, da muss man aufstehen und den einfordern.

 

 

Kann man sagen, Respekt ist „klarer“?

 

NIEDERNOLTE: Kerniger, klarer – und es hat viel mehr mit einer Entscheidung zu tun. Mache ich das jetzt? Mache ich das nicht? Wie positioniere ich mich? Respekt kommt vom lateinischen „respectio“, was so viel wie „Rücksicht“ bedeutet. Rücksicht, nicht im Sinne von Rückspiegel oder Rückblick, nicht im Sinne von „nach hinten gucken“, sondern von „Rücksicht nehmen“ auf jemand anderen. Das ist für mich eine ganz tolle Definition! Respekt heißt also: Rücksicht nehmen auf Umwelt, Mitmenschen oder Dinge.

Beim Respekt trennt sich die Spreu vom Weizen, man muss sich mehr positionieren, da geht’s ums Eingemachte.

Und das fängt wo an?

 

NIEDERNOLTE: Sobald man aufsteht: Schaue ich zuerst aufs Handy oder begrüße ich meinen Partner oder meine Partnerin, falls vorhanden, oder auch die Kinder? Starte ich so in den Tag, dass ich dankbar bin, dass ich überhaupt lebe und gut geschlafen habe? Wenn ich in einem Hotel zu Gast bin, begrüße ich die Person, die für das Frühstücksbuffet sorgt? Wie stelle ich mein Geschirr nach dem Frühstück hin, wie verlasse ich mein Zimmer? Weiter geht’s im Straßenverkehr – nehme ich Rücksicht oder die Vorfahrt? Und es endet mit der Frage, ob man Ortskräfte in Afghanistan frühzeitig herausholt oder ob man das erst ganz am Ende versucht mit dem Rücken zur Wand, obwohl man es schon viel eher hätte machen können.

 

 

Bringt Sie das so richtig auf die Palme?

 

NIEDERNOLTE: Es macht mich vor allem traurig – ich empfinde einen Mix aus Wut und Trauer, daran leide ich. Und das ist auch mein Antrieb für das Buch gewesen. Nicht die Wut, sondern ein Stich im Herzen: Da muss doch was gehen, das muss doch besser sein! Ich fahre selten aus der Haut diesbezüglich, ich leide eher und denke mir: „Wie kann man das optimieren?“ Und manchmal ist es auch ein gewisses Unverständnis, sodass ich denke: „Das gibt’s doch gar nicht! Mit einem Schritt auf den andern zu oder mal den Blick von sich weg, hätten die alle das Problem viel schneller gelöst!“ Oder: „Eine andere Art der Kommunikation, da wären die Kollegen vielleicht nicht so vor den Kopf gestoßen.“ Wenn man sich nur mal die Mühe macht – und das kostet Mühe!

 

Ich habe zum Beispiel im Moment noch eine E-Mail offen, die ich an die Dame aus dem Reisebüro schreiben will. Wir haben nämlich in diesem Sommer mal ganz klassisch über ein Reisebüro unseren Urlaub gebucht und es hat alles prima funktioniert. Darum will ich mich unbedingt noch bei der Dame bedanken, die alles für uns arrangiert hat, auch wenn ich das gar nicht muss. Aber es ist mir wichtig. Seit Tagen trage ich also die Visitenkarte mit mir herum und denke: „Mach das mal.“ Dann wieder denke ich: „Ach komm, ist doch egal, du hast ja auch alles bezahlt!“ Es ist auch bei mir kein Automatismus und ich kann nicht sagen, dass es immer klappt. Ich muss mich hinsetzen und sagen: „Jetzt schreibe ich der Dame aus dem Reisebüro noch mal einen Dreizeiler!“ Das ist kein großer Akt, aber es geht halt auch nicht automatisch. Es ist eine bewusste Entscheidung.

 

Respekt braucht Vorbilder

Wir erleben vermehrt, dass Kinder einfach aus dem Unterricht nach Hause gehen, dass Polizisten angegriffen werden und Menschen sich in den sozialen Medien beleidigen und bedrohen. Hat die Respektlosigkeit zugenommen – auch durch Corona?

 

NIEDERNOLTE: Corona hat die Problematik auf jeden Fall noch einmal verstärkt. Wir mussten erst mal alle selber mit der Situation klarkommen – und dann hat man gemerkt, dass man zwar auf die anderen angewiesen ist, aber sich dann doch letztlich jeder selbst der Nächste ist. Man spricht immer vom „Brennglas“, Corona quasi als Lupe: Man schaut einfach genauer hin und die Probleme werden aufgedeckt.

 

Dazu glaube ich, dass die Wahrnehmung durch die Medien – vor allem durch die sozialen Medien – extremer geworden ist. Dass wir dadurch einfach viel häufiger von Fällen erfahren, wo Respektlosigkeit passiert. Und dadurch haben wir dann natürlich das Gefühl, dass alles immer schlimmer wird, obwohl es vielleicht in vielen Punkten früher ähnlich war. Nur haben wir das in unserer kleineren Welt, die nicht so medial war und wo man nicht so viel mitbekommen hat, gar nicht so gespürt.

 

Ungerechtigkeit und fehlender Respekt waren also immer schon da. Und doch würde ich unterm Strich sagen, dass das Ganze sich im negativen Sinn verstärkt hat. Wenn man die Schüler ansprechen würde, die den Unterricht verlassen, würde man womöglich erfahren, dass die das auch nur machen, weil sie das vorgelebt bekommen. Sie sehen bei den Eltern oder den Mitmenschen, dass es möglich ist, einfach aufzustehen und zu gehen oder auf den Tisch zu hauen, wenn ein Konflikt sich anbahnt und man genervt ist.

 

 

Das heißt, es fängt zu Hause an?

 

NIEDERNOLTE: Ja, unbedingt. Wenn ich versuche, unseren Töchtern irgendwas beizubringen, dann kann ich ihnen das noch so oft verbal verkaufen. Am Ende ist das, was ich mir wünsche in der Erziehung doch das, was sie sich abgucken, was meine Frau und ich vorleben. Da geht es los. Wenn Kinder im Auto mitfahren und der Vater immer derbe flucht, oder wenn man auf dem Fußballplatz sieht, wie manche Eltern den Schiedsrichter anbrüllen oder den gegnerischen Trainer beschimpfen, dann ist natürlich klar, dass der Sohn denkt: „So isses halt!“

 

Außerdem glaube ich, dass das Prinzip von „Höher, schneller, weiter“, das über Jahrzehnte gegolten hat, auch dazu geführt hat, dass man oft auf den Profit schaut und darauf, was man rausholen kann und weniger im Blick hat, wie es den Menschen geht, die daran beteiligt sind. Auch dadurch ist mehr Respektlosigkeit entstanden. Das geht zum Glück auch wieder in die andere Richtung, Stichwort: Umwelt. Da merkt man ja, dass man viel zu viele Jahre Raubbau betrieben hat. Jetzt schaut man wieder: Was sind die Konsequenzen und wie kann man das anders gestalten?

Jeder hat das Recht auf Respekt. Er sollte nicht abhängig gemacht werden von Handlungen, Leistungen oder Vorgeschichten.

 

 

Sie kennen bestimmt den Satz: „Respekt kann man nicht einfordern, den muss man sich verdienen.“ Richtig oder falsch?

 

NIEDERNOLTE: In diesem Zusammenhang habe ich noch gar nicht darüber nachgedacht. In dem Kontext, in dem ich ihn oft höre, ist er zum Teil richtig. Nehmen wir als Beispiel noch mal den Schiedsrichter beim Fußball: Ein Schiedsrichter wird umso mehr akzeptiert, je mehr er bewiesen hat, dass er gerecht pfeift, dass er ein guter Typ ist. Dann hat er sich Respekt verdient – und plötzlich hören die Spieler auf ihn. Weil sie merken, dass er weiß, was er tut, dass er eine klare Linie hat und konsequent ist. Wenn ein Schiedsrichter larifari pfeift und man nie weiß, wo man dran ist, dann wird das Spiel aus dem Ruder laufen. Dann hat er sich den Respekt nicht verdient, weil er es sich verscherzt hat.

 

Generell finde ich jedoch, dass Respekt etwas ist, das man geschenkt bekommen sollte. Respekt ist unverdient – und doch hat man in einem gewissen Sinne einen Anspruch darauf. Jeder hat das Recht auf Respekt, ohne dass er ihn sich verdienen muss, quasi einen Blanko-Scheck an Respekt. Er sollte nicht abhängig gemacht werden von Handlungen, Leistungen oder Vorgeschichten. Ich möchte, dass du mir Respekt zollst und ich dir, unabhängig davon, ob wir etwas gemacht haben oder nicht. Das sollte unsere Haltung sein. Dann kann man immer noch gucken, ob das berechtigt war und man da nachjustieren muss. Und doch sollte man jedem Menschen einfach erst mal zugestehen, dass er respektvoll behandelt wird und so angenommen wird, wie er ist.

 

Heiliger Boden

Sie sind Christ. Ist Respekt für Sie auch eine Auswirkung Ihres Glaubens, also eine „Frucht des Heiligen Geistes“ wie es in der Bibel heißt?

 

NIEDERNOLTE: Auch, auf jeden Fall. Es ist immer die Frage, wie man Respekt übersetzt. Es hat ganz viel mit Menschlichkeit, mit Nächstenliebe zu tun – das ist ja auch in diesem Begriff mit drin. Das sind auf jeden Fall Früchte des Heiligen Geistes. So wie ich Respekt sehe, gebe und erwarte, dass er mir gegeben wird, finde ich auf jeden Fall, dass das ein zutiefst christlicher Wert ist. Und ich glaube, dass es mit dem Respekt noch besser gelingt, wenn man auch die geistliche Dimension dahinter sieht. Es hat was Heiliges, auf jeden Fall.

 

 

Wie kann der Glaube denn dabei helfen, respektvoll zu sein?

 

NIEDERNOLTE: Ich ziehe ganz viel aus dem Vorbild von Jesus. Wenn ich mir anschaue, wie er mit Menschen umgegangen ist, oder auch die Gleichnisse ansehe, die er erzählt. Das, was Jesus in seinen Jahren auf der Erde im Alltag vorgelebt hat, ist für mich die beste Schule, Respekt zu leben: Die Menschen so zu nehmen, wie sie sind. Sie anzunehmen, zu lieben, nicht immer direkt zu verurteilen. Natürlich hat er kritische Punkte angesprochen, den Finger in die Wunde gelegt und dafür geworben, Dinge anders zu machen. Aber nie von oben herab und nie auf Kosten der anderen, sondern immer mit dem Blick und dem Herzen bei den Menschen.

 

Das ist für mich die wichtigste Botschaft: den andern zu lieben wie sich selbst. Wenn man das schafft, dann stellt man sich bei allem die Frage: „Will ich, dass mir das passiert? Ich würde das nicht gut finden, also versuche ich es hinzukriegen, dass es auch dem andern besser geht.“ Der Glaube schenkt da ganz viel Inspiration. Und doch erlebe ich den Glauben nicht grundsätzlich so, dass er eine Art Freifahrtschein ist in dem Sinne, dass etwas dann automatisch läuft, nur weil man Christ ist. Dafür erlebe ich zu viele Dinge in christlichen Kreisen, die nicht sehr respektvoll sind. Und schon vor vielen Jahren hatte ich manchmal das Gefühl, dass Leute, die keinen religiösen Hintergrund haben, keinen christlichen Bezug, das mit der Gastfreundschaft beispielsweise oder auch der Offenheit und dem Respekt manchmal deutlich besser draufhaben als Christen.

Wir sind mit den guten Nachrichten oft einfach zu leise. Wir müssen viel mehr Respektgeschichten erzählen.

Was macht es mit mir selber, meiner Psyche, meinem Denken, wenn ich anderen gegenüber respektvoll bin?

 

NIEDERNOLTE: Es ist erwiesen, dass es körperlich und seelisch glücklicher macht. Durch Wertschätzung, Respekt oder einfach einem guten Moment, den man anderen beschert, werden Endorphine und andere Botenstoffe im Körper freigesetzt. Wenn ein anderer sich freut, weil ich ihm oder ihr helfen konnte oder ich ihm ein Stück des Weges erleichtern konnte, dann hilft das nicht nur dieser Person, sondern auch mir. Es macht auf jeden Fall zufriedener.

 

Von mir zum anderen

Wie übe ich denn ganz praktisch ein, respektvoll zu sein?

 

NIEDERNOLTE: Der wichtigste Tipp ist, bei sich selber anzufangen. Sich selber gegenüber respektvoll zu sein. Respekt für andere hat sehr viel mit Selbstwert zu tun und der Wertschätzung mir selber gegenüber. Dass ich die Dinge, die ich an mir nicht mag, mehr akzeptieren lerne und besser damit klarkomme. Dann hat man überhaupt mal die Basis dafür, anderen respektvoll zu begegnen. Wenn man hier schon immer in Schieflage ist, dann braucht man gar nicht versuchen, dem anderen respektvoll zu begegnen, weil man seine eigenen Hausaufgaben nicht gemacht hat.

 

Das Zweite ist, dass man andere Lebensweisen, andere Meinungen zulässt. Sich mal auf den Gedanken einlässt: „Es könnte theoretisch sein, dass der oder die andere auch Recht hat mit seiner Meinung, seiner Art zu arbeiten, zu leben, zu glauben, zu lieben…“ Wenn man sich das öfter wieder bewusst macht, dann urteilt man anders über das, was man sieht und was man mit anderen Menschen erlebt. Dann sagt man vielleicht: „Okay, das find ich halt ganz komisch, das ist gar nicht meins!“, aber man sagt nicht mehr: „Das geht gar nicht!“ Wenn ich dem anderen zugestehe, dass etwas für ihn okay sein darf, obwohl ich es anders sehe, dann ist da nicht gleich wieder so eine Anti-Haltung, sondern man entwickelt eine Offenheit für andere Lebens- und Denkweisen.

 

Und das Dritte: Dass man mal eine Art Respekt-Brille aufsetzt. Ich gucke jetzt einfach mal einen Tag lang, wo mir Respekt begegnet, und sammle all diese Momente und auch die, wo Respekt fehlt. Dadurch gelangt man zu einer anderen Wahrnehmung. So kann man das Stück für Stück einüben.

 

 

Kommen wir zum Schluss noch einmal zu etwas, dem wir alle täglich begegnen: Respekt in den sozialen Medien oder auch der Mangel daran. Wie gehen Sie damit um?

 

NIEDERNOLTE: Ein großes Problem ist die Anonymität im Netz. Als „Mauerblume 147“ kann ich sehr schön draufhauen – aber als Tim Niedernolte würde ich mir noch mal überlegen, was ich äußere, denn da stehe ich plötzlich mit meinem Namen da. Ich glaube, man sollte nur mit Leuten in sozialen Medien kommunizieren, die auch mit ihrem Namen dabei sind und dafür stehen. Wenn jemand die ganze Zeit mit einem Nickname diffamierende Sachen postet, dann würde ich gar nicht antworten. Nur da, wo jemand mir das Gefühl gibt, da ist ein echter Name und ein Adressat dahinter, den ich ernstnehmen kann. Aber da muss jeder für sich selber schauen, wo für ihn die Grenze ist – man kann auch mal was aussitzen.

 

Ein anderes ist: Die positiven Sachen, die guten Sachen, die respektvollen Posts und Geschichten – da überlegen wir manchmal viel zu oft, ob wir das posten sollen. Aber wenn man sieht, was für ein Schrott geteilt und oft einfach rausgehauen wird, dann sollten wir viel mutiger sein. Wir sollten viel mehr tolle Sachen posten! Dann hätten wir auch nicht das Gefühl, das Netz sei nur voller Hass, sondern würden sehen, dass auch ganz viel Gutes passiert. Wir sind mit den guten Nachrichten oft einfach zu leise. Wir müssen viel mehr Respektgeschichten erzählen.

 

Herr Niedernolte, vielen Dank für das Gespräch.

 

Das Interview führte Inge Frantzen.

 

 

 

TIM NIEDERNOLTE

ist Journalist und Moderator der ZDF-Sendungen „hallo deutschland“ und „drehscheibe“. Zuvor stand er unter anderem viele Jahre für SKY und die Kindernachrichten „logo!“ vor der Kamera. Als Autor hat er sich mit den Büchern „Wunderwaffe Wertschätzung“ (adeo Verlag) und „Respekt!“ (bene!/Droemer Knaur) einen Namen gemacht. Gemeinsam mit seiner Frau und den beiden Töchtern lebt der 43-Jährige in Berlin.

 

www.timniedernolte.de

Das könnte Sie auch interessieren