Wie heißt’s?

WARUM HAST DU UNS DAS ANGETAN?

Ein Begleitbuch für Trauernde nach einem Suizid

 

Wer hat’s geschrieben?

Chris Paul. Sie ist Trauerbegleiterin, Fachautorin und Dozentin an ihrem Trauerinstitut in Bonn, wo sie Langzeitfortbildungen anbietet. Seit über 20 Jahren setzt sie sich für eine angemessene Begleitung von trauernden Hinterbliebenen ein und in diesem Kontext besonders für Suizidhinterbliebene. Seit 2013 geht sie gemeinsam mit „Clownin Aphrodite“ in Vortragsperformances den Themen Tod und Trauer sowie der Frage nach der Schuld auf den Grund. Ihr Leitspruch: „Trauern ist die Lösung, nicht das Problem!“

 

Worum geht’s?

Chris Paul hat viele Bücher zum Thema „Trauer“ geschrieben. Das vorliegende richtet sich speziell an Leser, die einen geliebten Menschen durch Suizid verloren haben. Es will sie durch die verschiedenen Phasen der Trauer begleiten. In vielen Punkten ähnelt sich die Trauer von Suizidhinterbliebenen und die jener, die einen nahestehenden Menschen beispielsweise durch Krankheit oder Tod verloren haben. Es gibt aber auch etliche Unterschiede und besondere Hürden und genau diese beleuchtet die Autorin im vorliegenden Buch.

 

Suizid ist noch immer ein Tabuthema, und das, obwohl allein in Deutschland jährlich etwa 9.000 Menschen durch eigene Hand sterben, darunter 500 Jugendliche und junge Erwachsene. Chris Paul beschreibt die verschiedenen Phasen des Trauerprozesses chronologisch geordnet, angefangen bei den ersten Stunden nach der Todesnachricht, über die ersten Tage und Wochen sowie das erste Jahr und die darauffolgenden Jahren. Hierbei arbeitet sie mit dem von ihr entwickelten „Kaleidoskop des Trauerns“, einem sehr lebensnahen und nachvollziehbaren Bild des Trauerprozesses, das die Facetten Überleben, Wirklichkeit, Gefühle, Sich-Anpassen, Verbunden-Bleiben und Einordnen beleuchtet. Chris Paul geht dabei auch auf die Herausforderung besonderer Jahres- und Feiertage sowie Alltagssituationen ein. Der besonderen Situation von Kindern und Jugendlichen als Trauernde ist ein eigenes Kapitel gewidmet.

 

Wie ich es finde.

Es gibt kaum ein anderes Buch, in dem ich so viele Stellen markiert habe, wie in diesem. Der Ratgeber, der längst ein Klassiker der Trauerliteratur ist, ist für mich eine unschätzbare Fundgrube an hilfreichen Impulsen, sowohl für Betroffene als auch für jeden, der mit Betroffenen in Kontakt steht. Ich selbst habe dieses Buch sowohl als jemand gelesen, die in der Vergangenheit mehrere Menschen im engeren und weiteren Bekanntenkreis durch Suizid verloren hat, als auch als jemand, der freundschaftlich und/oder im Rahmen meiner Praxisarbeit mit Suizidhinterbliebenen in Kontakt steht. An vielen Punkten habe ich mein eigenes Erleben wiederentdecken können, zudem wurde ich ganz neu für die besonderen Herausforderungen sensibilisiert, vor denen Trauernde nach einem Suizid stehen.

 

Das Buch hat vielerlei in mir ausgelöst: Zu allererst einmal Dankbarkeit, dass jemand sich die Mühe gemacht hat, solch ein leicht lesbares und gleichzeitig bis an den Rand mit guten Impulsen und hilfreichen Übungen gespicktes Buch zu schreiben. Zum anderen schenkte es mir ein besseres Verständnis für mein eigenes Erleben und die Mechanismen, die damals in mir und anderen gegriffen haben. Vor allem aber auch ehrliches Erschrecken darüber, weil mir am ein oder anderen Punkt klar wurde, wo ich selbst im Umgang mit Suizidhinterbliebenen ungut gehandelt habe – und das oft mit den besten Absichten. Eine leicht zu lesende, inhaltlich jedoch gewichtige Lektüre.

 

Wer sollte es lesen?

Jede und jeder, der selbst einen geliebten Menschen durch Suizid verloren hat, aber auch all diejenigen, die Kontakt zu Suizidhinterbliebenen haben.

 

Wo ist es erschienen?

Gütersloher Verlagshaus, 248 Seiten, EUR 20 (broschiert), EUR 16,99 (E-Book)

 

 

NICOLE STURM hat Theologie studiert und arbeitet als Redakteurin und Autorin sowie psychotherapeutischer Coach (Heilpraktikerin für Psychotherapie).

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