Es ist die Allerweltsklage zu Silvester: „Schon wieder ist ein Jahr rum!“ Doch anstatt sich über die zunehmende Geschwindigkeit des Lebens zu beklagen, können Paare auch zum Jahresende die Stopp-Taste drücken. Es lohnt sich. Wie der Jahresrückblick gelingt, erklären die Paarberater Susanne und Marcus Mockler.

 

 

Wir leben schnell, viel zu schnell. Pausenlos, atemlos! Da bietet besonders die Zeit „zwischen den Jahren“ die großartige Gelegenheit, einmal die Stopp-Taste zu drücken – auch als Paar. Nicht nur zu funktionieren wie zu all den anderen Zeiten des Jahres, sondern zu reflektieren: Was haben wir in den zurückliegenden zwölf Monaten erlebt? Dazu ein paar Anregungen, das Beste aus solchen Zeiten des Nachsinnens zu machen.

 

1. Was gelungen ist

Bestimmt ist vieles in diesem Jahr gelungen. Vielleicht seid ihr einfach gesund durchgekommen, was schon ein großer Grund für Dankbarkeit sein sollte. Hattet ihr einen tollen Urlaub als Paar oder Familie? Schaut euch noch einmal die Fotos an, erinnert euch an die herrlichsten Momente: Habt ihr Ziele erreicht? Eine Beförderung? Den Kauf eines Hauses oder einer Wohnung? Der Prüfungserfolg eines Kindes? Welcher war der angenehmste, aufregendste, begeisterndste Moment in eurer Paarbeziehung in diesem Jahr?

Denkt zurück und durchlebt diese Augenblicke noch einmal. Dieser erste Abschnitt ist der wichtigste beim Jahresrückblick. Denn wir vergessen so schnell das Gute, weil das Schwierige sich wie eine Eisschicht darüberlegt.

 

2. Was nicht gelungen ist

Ihr hattet seit dem 1. Januar sicher mit verschiedensten Problemen zu kämpfen – persönlich, in der Paarbeziehung, in Familie und Beruf. Was war euer „lowest low“, der Tiefpunkt des Jahres? Seid ihr darüber hinweggekommen oder liegt der Schatten dieser Zeit immer noch über eurem Leben? Sagt einander ehrlich, was euch herunterzieht, was euch Angst macht – vielleicht auch vor der Zukunft.

Wenn ihr über eure Ehe oder Partnerschaft sprecht, dann bitte mit Liebe und Wertschätzung. Ein Jahresrückblick ist nicht der Tag der Abrechnung, sondern die Chance, in ein besseres neues Jahr zu gehen. Sprecht deshalb über eure Gefühle und nicht zuerst darüber, was der andere angeblich alles falsch macht.

Am Ende des Jahres sagt einander Danke! Es gibt immer etwas, wofür man dem anderen danken kann, selbst wenn jeder nur seinen üblichen Teil zum gemeinsamen Leben beigetragen hat.
3. Was gelingen soll

„Gib jedem Jahr die Chance, das beste deines Lebens zu werden“, kann viel mehr sein, als nur ein netter Spruch in einem Social Media-Post. Dazu musst du dir aber erst mal klarmachen, was du überhaupt willst. Bei finanziellen Problemen wird man einen Plan machen, wo man die Ausgaben reduzieren und die Einnahmen erhöhen kann. Bei gesundheitlichen Herausforderungen überlegt man, wie man einen besseren Lebensstil pflegt, der das Wohlbefinden fördert.

Und bei Partnerschaftsproblemen? Hier kann jeder von beiden sagen, was für sie oder ihn eine deutliche Verbesserung im Miteinander darstellen würde. Selbst wenn sich der andere vielleicht nicht gleich auf die volle Erfüllung eines geäußerten Wunschs einlassen will, kann er doch zumindest Schritte in die richtige Richtung gehen. Sagt sie zum Beispiel, sie wünscht sich einen wöchentlichen Eheabend und er fühlt sich davon angesichts seines vollen Terminkalenders überfordert, dann wäre ein weiterbringender Schritt, wenigstens alle zwei oder drei Wochen einen Date-Abend einzuplanen. Oder ihr nehmt euch ein bisschen mehr Zeit und versucht, eine gemeinsame Vision für eure Ehe zu entwickeln. Wie das geht, haben wir hier auf MINDO in dem Artikel „Ehe mit Vision“  beschrieben.

 

4. Wofür wir dankbar sind

Am Schluss sollte die Dankbarkeit stehen. Als Christen danken wir Gott für viele Segnungen und Wohltaten, die wir zweifellos selbst in einem problemreichen Jahr genießen durften. Ist das nicht ein vorzüglicher Anlass, als Paar mal wieder gemeinsam zu beten und dem Schöpfer ein dickes Danke entgegenzubringen?

Und dann sagt einander Danke! Es gibt immer etwas zu danken, selbst wenn jeder nur seinen üblichen Teil zum gemeinsamen Leben beigetragen hat. Der eine ist fürs Rasenmähen zuständig, die andere für die Steuererklärung, einer für die Wocheneinkäufe, der andere für kleine Reparaturen im Haus. „Danke, dass du das so treu und selbstverständlich für uns alle erledigt hast!“

 

Stress und pausenlose Beschäftigung rauben uns den Blick dafür, was in unserem Leben eigentlich geschieht, was unser Leben eigentlich ausmacht. Wer gelegentlich die Stopp-Taste drückt (und einmal pro Jahr ist eher zu wenig), der kann nach dieser Zeit der Reflektion auch wieder bedenkenlos die Play-Taste drücken. Auf ein gutes neues und liebevolles Jahr!

Susanne & Marcus Mockler

sind seit über 30 Jahren verheiratet und Autoren des Ehe-Ratgebers „Das Emma-Prinzip“ (adeo Verlag). Sie halten Vorträge und Seminare zum Thema „Ehe und Familie“. Susanne ist systemische Paartherapeutin mit eigener Praxis und hat einen Bachelor-Abschluss in Psychologie. Marcus ist Journalist und Co-Autor verschiedener Bestseller. Die beiden leben mit ihren Kindern auf der Schwäbischen Alb.

 

www.geliebtes-leben.de

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