Nach familienfreundlichen Urlaubsorten suchen. Die Kindersitze ins Auto schnallen. Geschichten von „Petterson und Findus“ auf langen Fahrten lauschen. Die Kleinen mit Sonnencreme einbalsamieren. Gemeinsam mit dem Nachwuchs die Welt entdecken. Hilfesuchende Hände, die sich dir entgegenstrecken. Gute-Nacht-Geschichten im Bett vorlesen.

Alles Privilegien nur von Eltern? Denkste! Meine beste Freundin Esther und ich beweisen immer wieder, dass auch wir als Singles in den Genuss all dieser Kostbarkeiten kommen können: Seit vier Jahren zelebrieren wir jeden Sommer „Patentantentage“: Wir packen unsere Patentöchter und fahren mit ihnen in den Urlaub!

Angefangen haben wir mit der Großen, als sie dreieinhalb Jahre alt war. Drei Nächte im Berchtesgadener Land. Zu dieser Zeit kroch sie noch jede Nacht in eines unserer Betten (diese Zeiten sind zum Glück vorbei!). Mittlerweile ist ihre kleine Schwester auch mit dabei – und so waren wir diesen Sommer sechs Tage gemeinsam am Wilden Kaiser auf einem Bauernhof. Bauernhöfe sind fantastische Orte für Patentantentage, denn da gibt es viele tolle Tiere, die man mehrmals täglich besuchen muss, das perfekte Rahmenprogramm also.

Win-win-Situationen

Wir lieben es, mit unseren Patenmädels einige Tage in den Bergen unterwegs zu sein. Aber eigentlich ist es völlig egal, wo und wie lange man unterwegs ist – Hauptsache, auch wir Singles verbringen Zeit mit Kindern!

Esther und ich merken immer wieder, wie wertvoll das ist. Es ist einfach herrlich, dem Nachwuchs die Welt zu zeigen, ihm beim Klettern Halt zu geben (und überhaupt im ganzen Leben) und zu Neuem anzuspornen. Als Single-Frau im besten Mutteralter freue ich mich auch, wenn andere (natürlich!) denken, das wären meine Kinder – das tut irgendwie gut! Verantwortung zu tragen für Kinder, gebraucht zu werden und zu merken „Ich könnte das auch!“ – das sind tolle Erfahrungen, die mein Single-Leben reicher machen. Und auch zu erleben, wie wichtig ich als Patentanten für diese beiden Kinder bin (bei mir dürfen die Mädels viel höher klettern), macht mich sehr dankbar.

Ja, manchmal gebe ich diese Mädels zurück in die Obhut ihrer Eltern und verdrücke ein Tränchen, weil es ja auch meine Kinder sein könnten, und das ist okay. Diese Patentantentage sind trotzdem immer ein großes Geschenk – für die Eltern, für uns als Single-Frauen und natürlich auch für die Mädels.

Wir haben die beiden schon vor ihrer Geburt gekannt, ihre Eltern noch länger, unsere Beziehungen sind also sehr eng und vertrauensvoll, daher ist es ein Leichtes, mehrere Tage mit ihnen wegzufahren.

Tina Tschage mit ihrer Patentochter während ihrer Patentatentage im Sommer 2019. | Foto: privat

Händehalter gesucht

Überlege doch mal, welche Kinder du in deinem Umfeld hast und was du mit ihnen anstellen könntest. Ein Spielplatzbesuch? Schwimmbad? Eis essen? Eisenbahnfahren (das hat neulich eine Single-Freundin von mir mit ihrem Patenjungen gemacht, war ihr Geburtstagsgeschenk an ihn)?

Vielleicht machst du so was ja auch schon – dann teile das gerne hier in einem Kommentar. Lass uns gemeinsam auf gute Ideen kommen!

Vielleicht liest du das alles aber auch und dir geht es eher so, wie ich es in meinem letzten Beitrag beschrieben habe – nämlich, dass du dich fragst: „Wohin mit dem Wunsch nach Kindern?“, und es wäre für dich viel zu schmerzhaft, Zeit mit den Kindern anderer zu verbringen. Dann will ich dich ermutigen, deinem Schmerz nachzuspüren und ihn gut zu bearbeiten. Vielleicht bist du irgendwann soweit, dass du auch gerne Zeit mit Kindern verbringst, und du genießt diese Unbeschwertheit, diese unbändige Neugierde auf die Welt und dass du gebraucht wirst: als Hand, die hält, als Einschlafhilfe, als Lebensbegleiter.