In ihrer Rubrik „Einzelstück“ erklärt Tina Tschage, über was sie sich als Singlefrau so ihre Gedanken macht. Heute: Wie sie mit dem unerfüllten Wunsch nach Kindern und Familie umgeht.

 

 

Ich war kürzlich mit meiner besten Freundin in Florida unterwegs. Ein paar Wochen Auszeit taten uns beiden gut. Während einem unserer Strandmärsche kam bei uns dieses Thema auf, als meine Freundin sagte: „Weißt du, was witzig ist? Wenn ich die ganzen Familien hier sehe, merke ich, dass ich das doch auch gerne gehabt hätte…“

 

Wohin mit der Sehnsucht?

Viel Sonne tanken, endlose Strandspaziergänge, immer das Meeresrauschen im Ohr – das alles war so wunderschön. Aber wir beide merkten, dass diese vielen Familien uns immer wieder durch unsere schicken Sonnenbrillen sehen ließen, was uns – und wir sind beide sehr glückliche Single-Frauen – manchmal eben doch fehlt. Wir wären auch gerne Mütter, die ihre Kinder liebevoll mit Sonnencreme versorgen. Und wir würden auch so gerne unseren tollen Männern und Vätern unserer Kinder dabei zuschauen, wie sie unsere Sprösslinge beim Wellenreiten anfeuern.

 

Alles im Leben hat zwei Seiten. Das Familienleben hat sie und das Singlesein auch.

Wohin mit diesem Wunsch nach Familie und Kindern? Ich bin nun Ende 30, meine Freundin ist es auch, und wir beide gehen davon aus, dass das mit eigenen Kindern nichts mehr wird (denn mit Mitte 40 möchte ich ehrlich gesagt auch nicht mehr Mama werden). Diesen Schmerz spüren wir ab und zu – in besagten Situationen erst recht. Wir lassen ihn zu, spüren ihm nach, manchmal auch mit Tränen. Und wir sprechen darüber: dass es weh tut, dass wir das gerne auch hätten. Und dann lenken wir uns auch bewusst zu diesem wichtigen Gedanken: dass wir statt Mann und Kindern anderes haben. Fünf Wochen Auszeit in Florida zum Beispiel. Das wäre mit Familie schlechter möglich, finanziell, zeitlich, organisatorisch. Überhaupt reisen wir beide viel und gerne (übrigens auch mit unseren beiden Patenkindern, was ein großes Geschenk für uns als Singles, für die Kinder und für deren Eltern ist!). Wir sind viel unabhängiger in vielen Bereichen. Wir haben diese Verantwortung für den Nachwuchs nicht zu tragen. Klar, die würde ich gerne tragen – ich trage dafür aber die volle Verantwortung für mein wirtschaftliches Auskommen als Freiberuflerin – mein Unternehmen sehe ich heute übrigens als eines meiner „Babys“.

 

 

Den persönlichen Reichtums-Check üben

Alles im Leben hat zwei Seiten. Hat Vor- und Nachteile. Das Familienleben hat sie und das Singlesein auch. So ehrlich möchte ich sein. Und wenn ich am Strand laufe und die vielen fröhlichen Familien mir den Schmerz aufzeigen, dann ist mein Gegenmittel, diesem Schmerz all das entgegenzustellen, was mein Leben reich macht. Und das ist eine Menge! Diesen Reichtum zu sehen, ist manchmal harte Arbeit. Weil das Ja-Aber sich reindrängen will: „Ja, aber ich hätte wenigstens gerne die Wahl gehabt!“

 

Darum ist es hilfreich, den „Reichtums-Check“ regelmäßig zu üben. Das geht zum Beispiel mit einem Dankbarkeits-Tagebuch: Schreib jeden Tag drei Dinge auf, für die du dankbar bist. Wenn du mutig bist, lenke deinen Blick immer wieder ganz bewusst auch auf die Dinge, die du tun kannst und hast, weil du Single bist. Und wenn du dann mal wieder beim Anblick fröhlicher Familien in ein Loch zu fallen drohst, lies deine eigenen dankbaren Notizen. Und teile deinen Schmerz mit anderen. Du bist nicht der oder die Einzige, der etwas im Leben fehlt.

hat Theologie studiert und das Handwerkszeug der Redakteurin erlernt. Sie lebt als Single-Frau in einer christlichen Gemeinschaft in München und arbeitet freiberuflich als Coach, Speakerin und Autorin.

 

www.tina-tschage.de

 

www.trau-frau.de

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