Wie heißt’s?

„Mach mal halblang – Anmerkungen zu unserem nervösen Planeten“

 

 

Wer hat’s geschrieben?

Matt Haig, 43. Der preisgekrönte britische Bestsellerautor ist neben seinen Romanen (u. a. „Wie man die Zeit anhält“) vor allem durch den Vorgänger dieses Buches, „Ziemlich gute Gründe, am Leben zu bleiben“, bekannt. In dem Bestseller beschrieb er, was ihm in seinem jahrzehntelangen Kampf mit schweren Depressionen und Panikattacken geholfen und letztendlich seinen Suizid verhindert hat – ein Buch, das von unzähligen Lesern als buchstäblicher Lebensretter gepriesen wurde. Auf Leserreisen, vor allem aber durch seine Präsenz auf Twitter und Instagram setzt er sich für die Entstigmatisierung und das offene Gespräch über seelische Erkrankungen ein.

 

 

Wo ist es erschienen?

dtv Verlagsgesellschaft, 320 Seiten, EUR 14,90 (broschiert), EUR 12,99 (E-Book)

 

 

Worum geht’s?

Wir leben in einer Zeit, in der Informationen auf Knopfdruck abrufbar sind. Wir werden bombardiert von Nachrichten, von schier endlosen Auswahlmöglichkeiten, immer wieder neuen Statusänderungen, Bildern, Filmen, dem idealisierten Leben anderer in den Sozialen Medien und dem Versprechen, dass das neueste Produkte uns glücklicher oder unser Leben erfüllter machen wird. Die Angst, etwas zu verpassen, ist riesig, und die Auswirkungen dieses rasanten Lebensstils auf unsere Seelen sind katastrophal, was sich unter aderem in der weltweit anwachsenden Epidemie von Angststörungen zeigt, argumentiert Haig – und liefert mit seiner charakteristischen Warmherzigkeit eine Mischung aus Lebensphilosophie und Meditation über die Tücken des modernen, hypervernetzten Lebens. In kurzen Kapiteln geht Haig auf Themen wie Internetsucht, Politik, Marketing, soziale Netzwerke und Smartphones ein, gewürzt mit Studien und Anekdoten aus seinem eigenen Leben, und bietet kleine, aber effektive Gedankenanstöße und Lösungen an, „in einer verrückten Welt zu leben, ohne selbst verrückt zu werden“.

 

 

Wie ich es finde.

Wenn es nach mir ginge, wäre dieser kleine Band nicht nur Pflichtlektüre an jeder Schule, sondern – neben Bibel, Erste-Hilfe-Ratgeber und Duden – auch ein Muss in jedem Haushalt. Die Kürze der Kapitel kommt jemandem wie mir, die oft herumrennt wie ein geköpftes Huhn, gerade recht. Menschen mit großer Unruhe leiden oft an Konzentrationsstörungen, und viele der Selbsthilfebücher, die ich zu Rate gezogen habe, sind oft weitschweifende Versionen dessen, was Haig hier in Häppchen serviert. Deshalb setzen sie bei mir oft Staub an, da ich eigentlich nie die Energie, Nerven und Zeit finde, sie zu lesen und zu verarbeiten. Matt Haigs Buch ist lebensnah und tiefgreifend, doch leicht verdaulich, und gleicht eher dem Gespräch mit einem Therapeuten. Seine Kapazität und sein Verständnis für Menschlichkeit und Menschsein ist riesig. Er spricht viel von Überlastung und er gibt uns Mittel, die Stressfaktoren, die uns nicht dienen, aber unser Leben bis zur Unerträglichkeit verstopfen, auszuschalten. Es ist ein handtaschenfreundlicher Rezeptblock, eine Miniapotheke für die Seele, und ein echter Lesegenuss.

 

 

Wer sollte es lesen?

Jede und jeder, der stets kurz vor einem Stress-Schreikrampf steht – oder gar nicht erst an diesen Punkt kommen will.

 

 

 

PATTY DOHLE

ist gelernte Buchhändlerin und leitet einen Buchladen in der englischen Kleinstadt Witney in der Nähe von Oxford.

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