Da sind sie wieder, die alltäglichen kleinen und großen Probleme. Ob die leidige Steuererklärung, unerwartete Terminüberschneidungen, Verdauungsprobleme oder akute Konflikte im zwischenmenschlichen Bereich: Probleme können nerven, lähmen und Kraft rauben. Es läuft selten alles glatt. Und manchmal scheint es, als haben sich Probleme verabredet, zur selben Zeit auf der Bildfläche des Alltags aufzuschlagen.
Im Umgang mit ihnen haben wir grundsätzlich zwei Wahlmöglichkeiten: eine problemorientierte oder lösungsorientierte Herangehensweise. Der problemorientierte Mensch kreist um die Schwierigkeiten, beleuchtet sie von allen Seiten, analysiert mögliche Ursachen und grübelt, wer denn schuld an ihnen ist. Je fokussierter er auf seine Probleme schaut, umso mehr wird er von ihnen gefangengenommen und schließlich wie ein Kaninchen vor der Schlange erstarren.
Bleiben Sie nicht in der Problemanalyse stecken. Lösungsorientiert leben heißt, das Bild von einer Problemlösung im Kopf entwerfen.
Im Gegensatz dazu lenkt der lösungsorientierte Mensch seinen Fokus auf die Frage, wie denn das entsprechende Problem gelöst werden kann. Es nimmt die Chancen und Alternativen in den Blick und probiert unterschiedliche Strategien aus, bis es schließlich klappt. Lösungsorientierung gilt als eine wichtige Säule persönlicher Resilienz, der Fähigkeit, mit inneren Widerstandskräften Alltagshürden erfolgreich zu meistern. Sie hilft uns dabei, Probleme als Chancen der Weiterentwicklung zu nutzen. So bleiben die alltäglichen Probleme nicht ständiger Begleiter und beherrschen unser Denken. Wir stellen die Weiche von der Problemschau zum aktiven Handeln. Statt „Ich würde ja gerne, aber…“, sagt der Lösungsorientierte: „Ich setze Prioritäten, gehe die Hürden aktiv an und setze meine Kraft für mögliche Lösungen ein!“
Tipps zur Lösungsorientierung
Richten Sie Ihr Denken auf Lösungsmöglichkeiten aus! Solange Sie ständig um Ihre Probleme kreisen, werden Sie sie verstärken und Ihr Problemdenken wird Ihre innere Haltung zunehmend bestimmen. Wer häufig über Probleme spricht, vergrößert sie gedanklich. Wer dagegen über Lösungen nachdenkt und ins Handeln kommt, wird auch welche finden.
Was Sie träumen können, können Sie auch erreichen. Bleiben Sie nicht in der Problemanalyse stecken. Dann können Sie zwar vielleicht sagen, was Sie alles nicht wollen, gewinnen aber keine positive Lösungsschau. Lösungsorientiert leben heißt, das Bild von einer Problemlösung im Kopf entwerfen. Wenn Sie sich an einem Problem festgebissen haben, können Sie beispielsweise fragen: „Wenn dieses Problem aus der Welt geschaffen ist, was ist dann alles anders?“ Statt den unbearbeiteten Stapel an Papieren für die Steuererklärung anzustarren, malen Sie sich den Moment aus, an dem Sie die Erklärung zum Finanzamt geschickt haben, nachdem Ihnen Freunde bei der Erstellung geholfen haben.
Konzentrieren Sie sich auf Ihre Handlungsspielräume! Manche Umstände haben wir nicht in der Hand. Unabänderliches müssen wir akzeptieren. Dennoch können wir im Rahmen unserer Möglichkeiten konkrete Schritte unternehmen. Der empfindliche Magen wird zwar bleiben, aber eine gezielte Ernährungsumstellung kann die Symptome lindern.
Streben Sie nach realistischen Lösungen! In vielen Fällen gibt es nicht die eine perfekte Lösung. Deshalb macht es Sinn, sich auf das Machbare zu fokussieren. Fragen Sie sich: „Wie kann ich das Beste aus den gegebenen Umstände machen und wie sieht die zweitbeste Lösung aus?“ Gerade bei komplexen Beziehungskonflikten gibt es keine einfachen Lösungen. Sich nie wieder zu streiten, erscheint äußerst unrealistisch. Aber sich konkret vorzunehmen, in zukünftigen Streitgesprächen einander ausreden zu lassen, wird zu einer besseren Atmosphäre beitragen.
Nutzen Sie Ihre Kreativität! In Stresssituationen fühlen wir uns schnell gedanklich blockiert. Viele Lösungsansätze fallen uns dann nicht ein. Unser Gehirn lässt sich zu kreativen Lösungsmöglichkeiten herausfordern, wenn wir ihm die Aufgabe geben, mindesten acht Handlungsmöglichkeiten auszudenken. Kreative Ideen zur Problembehandlung sind ausdrücklich erwünscht. Wenn man nur ein bisschen länger darüber nachdenkt, welche Lösungsmöglichkeiten es beispielsweise für ein Gewichtsproblem gibt, kommt man schnell auf acht verschiedene Veränderungsstrategien, die von „Sport“ über „Weniger Süßigkeiten essen“ bis zur „Kontaktaufnahme mit Gleichgesinnten“ reichen.
Im Blick auf Beziehungsprobleme weist Jesus uns einen handlungsorientierten Weg. Konflikte werden nicht gelöst, indem wir die erlittenen Kränkungen bejammern, noch unsere eigenen Macken als gegeben hinnehmen. Jesus fordert uns in Beziehungskonflikten auf, Schritte auf den anderen zuzugehen und aus dem Weg zu räumen, was zwischen uns steht (Matthäus 5,23–24).
Lenken Sie Ihr rückwärtsgewandtes Denken weg von den alten Problemen hin zu lohnenden Veränderungen!
Übung zur Lösungsorientierung
Teilen Sie ein Blatt in drei Spalten ein. In die erste Spalte notieren Sie als Überschrift „Probleme“ und listen untereinander drei alltägliche Punkte auf, die Ihnen Probleme bereiten (z. B. „Zu wenig Zeit für mich“).
In die zweite Spalte „Meine Veränderungswünsche“ schreiben Sie zu jedem Problem auf, was Sie sich an seiner Stelle wünschen (z. B. „Mehr Zeit für mich“). Jetzt schneiden Sie die erste Spalte mit der Schere ab. Übrig bleiben die Veränderungswünsche.
In der dritten Spalte halten Sie jetzt alle Möglichkeiten fest, die Sie Ihrem Ziel näherbringen können („Einen Abend in der Woche halte ich von Verpflichtungen frei“). So lenken Sie Ihr rückwärtsgewandtes Denken weg von den alten Problemen hin zu lohnenden Veränderungen.
Gebet: „Manchmal steht mir das Wasser bis zum Hals und ich weiß nicht, wie ich meine Problemliste bewältigen soll. Ich grüble über sie nach und fühle mich gelähmt. Ich bitte dich, Gott, öffne mir die Augen für Lösungsmöglichkeiten, auf die ich nicht komme. Stärke mir den Rücken, damit ich es wage, eins nach dem anderen mit deiner Hilfe anzupacken. Löse meine Erstarrung und führe mich ins Handeln! Danke, dass du Wege und Lösungen bereithältst, die zu mir passen und mich weiterbringen werden. Ich will mich trauen, Veränderungsschritte zu gehen, weil du mir und ich dir Vertrauen kann. Amen.“