Das Leben hält so manche Überraschung bereit, die uns aus dem Tritt bringen kann. Wie wir Herausforderungen positiv begegnen können, erklärt Coach Nicole Sturm.

 

 

Das Leben legt einem manchmal Steine in den Weg, ohne vorher zu fragen, ob man das in Ordnung findet. Ich erzähle hierzu immer gerne die fiktive Geschichte von Herrn Müller:

Herr Müller ist ein fleißiger Mensch. Jeden Morgen nimmt er den Zug zur Arbeit. Nun gibt es ein Problem: Der Bahnhof in seinem Wohnort wird geschlossen. Herr Müller ärgert sich. Seit Jahren fährt er nun schon mit dem Zug – und nun so etwas! Am Tag nach der Schließung geht er, aller Logik zum Trotz, wieder zum Bahngleis. Er wartet auf seinen Zug. Dieser fährt auch vorbei, schließlich ist ja nur der Bahnhof, nicht die Bahnstrecke stillgelegt, hält aber nicht an. Herr Müller regt sich furchtbar auf: Über den Zug, der vorbeifährt, anstatt zu halten und ihn mitzunehmen. Über die Deutsche Bahn, die so dreist ist, seinen geliebten Bahnhof zu schließen. Und schließlich über die anderen Bahnfahrer, die die Schließung einfach zu akzeptieren scheinen. Herr Müller ist sehr kreativ darin, Schuldige für seine Misere ausfindig zu machen.

Wenn Sie sich mit Herausforderungen konfrontiert sehen, fragen Sie sich: „Was kann ich in Anbetracht der Situation tun? Wie möchte ich damit umgehen?“

Herausforderungen kommen fast immer ungelegen. Wie Herr Müller in eine Trotzhaltung zu verfallen, bringt in solch einer Situation jedoch nur selten weiter, ebenso wenig Resignation. Stattdessen lohnt es sich, nach alternativen Handlungsoptionen Ausschau zu halten.

 

So hätte Herr Müller sich beispielsweise fragen können, was es mit ihm macht, wenn er am Bahnhof steht und sich fürchterlich über Gott und die Welt aufregt: Bringt es ihn weiter? Fühlt er sich danach wirklich besser? Bringt es ihn zur Arbeit? Oder er könnte sich fragen, was wohl die anderen Leute machen, die früher mit ihm den Zug zum Nachbarort genommen haben: Nehmen sie unbezahlten Urlaub und warten daheim auf die Wiedereröffnung des Bahnhofs? Und ganz wichtig: Wie könnte er anders als bisher zur Arbeit kommen?

 

Hätte Herr Müller sich diese Art Fragen gestellt, hätte er feststellen können, dass sein Ärger ihn kein Stück weiterbringt. Stattdessen hätte er auf die Idee kommen können, mit dem Bus oder dem Rad zur Arbeit zu fahren. Oder aber mit dem Auto, das sonst nur für Wochenendausflügen die Garage verlässt. Hätte er mit den anderen (ehemaligen) Bahnfahrern gesprochen, hätte er womöglich von Fahrgemeinschaften erfahren. Vielleicht hätte er aber auch festgestellt, dass er die Arbeit im Nachbarort noch nie wirklich mochte, und die Schließung hätte ihn veranlasst, sich eine neue Arbeit vor Ort zu suchen. Oder aber er wäre in den Nachbarort gezogen, weil die Stadt größer ist und mehr zu bieten hat als sein derzeitiger Wohnort.

 

Wenn Sie sich mit Herausforderungen konfrontiert sehen, fragen Sie sich: Was kann ich in Anbetracht der Situation tun? Wie möchte ich damit umgehen? Diese Haltung bringt uns von einer Ohnmacht- in eine Eigenmacht-Situation: Wir sind den Veränderungen nicht hilflos ausgeliefert, sondern können die Situation aktiv mitgestalten. Wo wäre solch eine innere Haltung für Sie hilfreich?

Nicole Sturm

liebt es, Menschen zu einem Perspektivwechsel anzuregen und gemeinsam nach guten (neuen) Optionen zu suchen. Sie ist Theologin und bietet als psychotherapeutischer Coach (Heilpraktiker für Psychotherapie) auch Online-Coachings an.

 

www.vorwärtsleben.de 

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