Es war einer dieser Tage. Ich erinnere mich nicht mehr an Details, weiß nicht mehr, ob es Stress bei der Arbeit gab oder daheim. Oder ob etwas schiefgelaufen war, das mich aufgeregt hat. Vielleicht war der Tag einfach zu vollgepackt gewesen oder – und das halte ich für am wahrscheinlichsten – von allem ein bisschen. Woran ich mich jedoch sehr gut erinnere, war der Wunsch, für ein paar Minuten abzutauchen: mich zurückzuziehen, durchzuatmen, meine Gedanken zu sortieren, mir in irgendeiner Weise etwas Gutes zu tun. Doch dann war er plötzlich da: Einer meiner berühmt-berüchtigten Ideen-Blackouts!
Vielleicht kennen Sie das ja auch: Im einen Moment hat man noch unzählige Ideen – und im nächsten sind sie wie weggeblasen. So erging es mir, wenn ich in herausfordernden Zeiten nach Ideen suchte, wie ich mir selbst Gutes tun kann. Mein Kopf war jedes Mal wie leergefegt – ein Ideen-Blackout eben. Also versuchte ich es mit der Augen-zu-und-durch-Methode. Unzählige Male erprobt wusste ich: Mit genügend Willenskraft, werde ich es auch dieses Mal schaffen, den Tag durchzustehen. Das Problem bei dieser Methode ist nur, dass sie enorm viel Energie kostet.
Albert Einstein wird folgender Satz zugeschrieben: „Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“ Das leuchtet ein und macht klar: Es muss sich etwas ändern! Manchmal muss der Leidensdruck hoch sein, bevor man bereit ist, etwas anders zu machen als bisher. Für mich war dieser Punkt erreicht, als ich merkte, wie dünnhäutig und reizbar ich im Laufe der Monate geworden war. Das war der Moment, in dem ich die Idee der „Geschenke-Box“ entwickelt habe: Eine kleine Schachtel, in der ich in guten Zeiten Ideen für nicht so gute Zeiten sammle.
Schönes sammeln
Die Frage, die es zu beantworten galt, lautete: „Wie kann ich mir selbst Gutes tun?“ Und von dort aus ging es ins Detail: Welche Menschen tun mir gut? Welche Orte? Welche Musik? Welche Zitate, Bibelverse und Fragen helfen mir, meinen Blick wieder auf das zu richten, was wahr und wichtig ist? Fotos und Erinnerungsstücke landeten ebenso in der Box wie mein Lieblingstee, Badezusätze und eine Kerze. Ich legte Ideen-Listen an, was ich tun könnte, um gedanklich oder auch physisch aus einer Situation rauszukommen: Bewegung, Ortswechsel, Unternehmungen etc.
Welche Menschen tun mir gut? Welche Orte? Welche Musik? Welche Zitate, Bibelworte und Fragen helfen mir, meinen Blick wieder auf das zu richten, was wahr und wichtig ist?
Das Schöne an so einer Geschenke-Box ist, dass man keine Angst vor Ideen-Blackouts mehr haben muss. Braucht man eine Auszeit, greift man einfach zur Box und findet ziemlich sicher etwas Passendes. Auch von meinen Klienten haben viele ebenfalls gute Erfahrungen mit dieser Idee gemacht. Vermutlich ist das wie mit den Spickzetteln in der Schule: Hat man einen geschrieben, braucht man ihn (fast) nicht mehr. Durch den Prozess des Aufschreibens verankern sich die Dinge ganz anders im Gehirn, als wenn man sie nur denkt.
Basis oder Luxus?
Aber ist Selbstsorge – denn um nichts anderes geht es bei einer Geschenke-Box – nicht unnötiger Luxus? Immer wieder höre ich Menschen sagen, sich Zeit für sich zu nehmen und gut für sich zu sorgen, sei egoistisch. Ich sehe das anders: Selbstsorge ist die Basis, um die vielen kleinen und großen Herausforderungen wie Stress, Streitigkeiten, Krankheit etc. des Lebens meistern zu können. Und sie ist die Voraussetzung, um für andere da sein zu können, ohne dabei auszubrennen. Gott hat jeden Menschen einzigartig gemacht. Jeder von uns ist wertvoll – und was wertvoll ist, gehört gehegt und gepflegt!