Alle Jahre wieder steht er vor der Tür: der Advent. Für viele Menschen sind diese Wochen gedanklich eng verknüpft mit Dingen wie geselligem Beisammensein mit der Familie, mit vorweihnachtlichen Leckereien, Besuchen auf dem Weihnachtsmarkt, einer von Kerzen erleuchteten und gemütlich dekorierten Wohnung und mit dem Gedanken, sich Zeit zu nehmen, um sich auf Weihnachten einzustimmen.

 

Soweit zur Theorie.

 

Die Realität ist oft eine andere. Denn statt in aller Ruhe schöne Stunden mit seinen Lieblingsmenschen zu verbringen, jagt eine Veranstaltung die nächste: Kindergarten oder Schule veranstalten einen Adventsbasar, wo man natürlich vorbeizuschauen und etwas beizusteuern hat. Der Sportverein lädt zur Weihnachtsfeier ein, ebenso der Arbeitgeber. Die Nachbarin, mit der man das ganze Jahr über kaum etwas zu tun hat, ist der Meinung, dass gerade im Advent Zeit sein muss, um sich endlich mal wieder auf eine Tasse Kaffee zu treffen. Auch die Kirchengemeinde erwartet sowohl Präsenz als auch Einsatz, sei es bei der Organisation des jährlichen Krippenspiels oder bei anderen Weihnachtsaktionen. Und aus der Vorfreude am Keksebacken wird Stress, weil noch so viel anderes ansteht…

Statt in aller Ruhe schöne Stunden mit seinen Lieblingsmenschen zu verbringen, jagt im Advent eine Veranstaltung die nächste.

Irgendwann schaut man auf den Kalender und muss feststellen, dass schon in wenigen Tagen Heiligabend ist, man aber weder alle Geschenke besorgt hat, noch sich auf den eigentlichen Grund von Weihnachten – die Menschwerdung Gottes – auch nur ansatzweise eingestimmt hat. Dafür fehlte einfach die Zeit … alle Jahre wieder!

 

Nein zum Zuviel, Ja zum Besseren

Kennen Sie? Dann lassen Sie sich versichern: Das geht vermutlich den meisten so. Das ist auf der einen Seite beruhigend zu wissen, löst aber nicht das Problem. Denn das Problem ist, dass auch die Tage in der Adventszeit nicht mehr Stunden als normal haben. Wir müssen mit 24 Stunden auskommen – daran ist nichts zu ändern. Aber eigentlich ist die Zeit gar nicht das Problem, sondern dass wir gerade in der oft als ach-so-friedlich dargestellten Advents- und Weihnachtszeit nur äußerst ungern unseren Mitmenschen auf die Füße treten, indem wir Nein sagen. Nein zu einer der vielen Einladungen zu Weihnachtsfeiern. Oder auch Nein zur Mithilfe bei der ein oder anderen Weihnachtsaktion. Nein sagen: Nicht um des Neinsagens willen, sondern um Ja sagen zu können zu den Dingen, die Ihnen wichtig sind. Ihnen – nicht Ihrer Familie, den Traditionsverfechtern in Ihrem Umfeld, Ihrer Gemeinde, der Klassenlehrerin Ihrer Kinder oder wem auch immer!

Sie entscheiden, wie Sie die Adventszeit füllen wollen – wozu Sie Ja und wozu Sie Nein sagen möchten.

Wenn Sie mögen, dann nehmen Sie sich doch heute mal einen Augenblick Zeit und überlegen Sie, was Ihnen im Blick auf die bevorstehende Advents- und Weihnachtszeit wichtig ist: Was darf auf keinen Fall fehlen? Wofür muss Raum sein – Raum sowohl im Sinne von Zeit, als auch von tatsächlich vorhandener Energie?

 

Es tut gut, all das einmal aufzuschreiben. Und dann überlegen Sie, wie diese Dinge Raum finden sollen. Sie möchten sich im Advent bewusst Zeit nehmen, um sich mit der Weihnachtsgeschichte auseinanderzusetzen? Dann überlegen Sie, wann das gut umsetzbar wäre – zum Beispiel immer nach dem Mittagessen bei einer Tasse Tee oder Kaffee oder an den Adventswochenenden nach dem Frühstück. Sie möchten Zeit für Freunde und Familie haben? Dann machen Sie mit diesen Menschen gleich etwas aus.

 

Während Sie diese Dinge fest einplanen, werden Sie vermutlich hier und da feststellen, dass es terminlich eng wird. Darum ist es spätestens jetzt an der Zeit, sich zu überlegen, wo es dieses Jahr dran wäre, freundlich Nein zu sagen. Denn auch dieses Jahr haben die Adventstage nur 24 Stunden. Und Sie allein entscheiden, womit Sie sie füllen wollen – wozu Sie Ja und wozu Sie Nein sagen möchten.

Nicole Sturm

lebt mit ihrer Familie in Norddeutschland. Sie arbeitet als Redakteurin einer Bibellese-Zeitschrift für Frauen sowie als psychotherapeutischer Coach (Heilpraktikerin für Psychotherapie). Mehr unter www.vorwärtsleben.de

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