Eine Lehrerin ließ im Kunstunterricht eine Klassenarbeit schreiben. Die Schüler sollten ein Bild, das die Lehrerin ausgewählt hatte, möglichst präzise beschreiben. Die Kinder waren begeistert: So eine leichte Aufgabe hatte ihnen ihre Lehrerin bisher noch nie bestellt! Das Bild zeigte einen weißen Hintergrund. An der unteren rechten Ecke befand sich ein Fleck. Die Klasse fing an, den Fleck in allen Details zu beschreiben: Form, Farbe, Platzierung im Bild etc. Das Entsetzen war groß, als sie eine Woche später die Klassenarbeit zurückbekamen: Statt der erwarteten Einsen und Zweien stand unter fast jeder Arbeit eine Vier. Wie konnte das sein? Das Problem bestand darin, dass die Klasse zwar in aller Ausführlichkeit den Fleck beschrieben, den Rest des Bildes – den strahlend weißen Hintergrund – jedoch meist in einem kurzen Nebensatz abgefertigt hatten.
Vielen Menschen ergeht es ganz ähnlich: Sie schauen wie gebannt auf den „Fleck“ in ihrem Leben – das, was nicht ihrem Bild von einem gelungenen Leben entspricht. Dabei verlieren sie das aus dem Blick, was gut ist: Es tritt, um im Bild zu bleiben, in den Hintergrund. Man starrt auf die Herausforderungen des Lebens und hat keine Augen mehr für die guten Dinge: die Unterstützung von Freunden und Familie, ein freundliches Wort, die alltäglichen Dinge, die nur scheinbar selbstverständlich sind wie eine funktionierende Heizung, Essen auf dem Tisch und ein Dach über dem Kopf.
Viele Menschen schauen wie gebannt auf den „Fleck“ in ihrem Leben und verlieren dabei das aus dem Blick, was gut ist.
Den Blick für das Positive im eigenen Leben schärfen, das uns in Situationen, der Begegnung mit Menschen und Gott widerfährt, ohne dabei die Augen vor den Herausforderungen zu verschließen, kann man üben. Eine gute Möglichkeit ist das Führen eines Dankbarkeits-Tagebuches. Darin können jeden Tag – zum Beispiel abends vor dem Zubettgehen – drei Dinge notiert werden, für die man an dem Tag dankbar war. Gerade wenn man sich der Herausforderung stellt, jeden Tag möglichst unterschiedliche Dinge aufzuschreiben, schärft es den Blick für das Gute. Ein Zuwachs an Zuversicht, Mut und Lebendigkeit sind die Folge. Darum heute die herzliche Einladung, es einmal selbst zu versuchen.