„Wie kann ich meinen Kindern den Glauben auf eine lebendige und ungezwungene Art nahebringen? Wohin mit ihren Warum-Fragen? Und wie damit umgehen, wenn sie kein Interesse mehr zeigen?“ 

 

 

Wenn es darum geht, Kindern den Glauben zu vermitteln, sind die Stichworte „lebendig“ und „ungezwungen“ schon mal genau richtig: Wir können unseren Kindern nur das vermitteln und vorleben, was tatsächlich in uns ist. Jedes Vorspielen ist sinnlos und kann außerdem das Gegenteil dessen bewirken, was wir uns eigentlich wünschen: dass unsere Kinder einen eigenen Zugang zum Glauben an den lebendigen und persönlichen Gott finden.

 

Wie leben wir also unseren Glauben? Welchen Stellenwert hat unsere Beziehung zu Gott tatsächlich in unserem Alltag? Wie gehen wir persönlich mit offenen Fragen um? Nehmen Sie Ihre Kinder einfach mit hinein in Ihr persönliches Glaubensleben. Zum Beispiel so:

 

Entdecken Sie gemeinsam die Bibel

So wie Sie selber regelmäßig in der Bibel lesen, können Sie es auch mit Ihren Kindern tun. Wenn Sie noch keine besitzen, kaufen Sie sich eine Kinderbibel, die der Altersspanne Ihrer Kinder entspricht oder auch ein Andachtsbuch für Kinder bzw. die ganze Familie. In unserer Familie haben wir jeweils vor dem Zubettgehen mit den Kindern in der Kinderbibel oder einem Andachtsbuch gelesen, gemeinsam gesungen und gebetet.

Wir können unseren Kindern nur das vermitteln und vorleben, was tatsächlich in uns ist.

Vielleicht gelingt Ihnen dies nicht täglich, dann finden Sie womöglich aber einen festen Termin in der Woche für eine Andacht, die Sie so gestalten, wie es für Ihre Familie passt. Machen Sie ein Fest daraus!

 

Beten Sie mit Ihren Kindern

Das gemeinsame Gebet, etwa vor dem Essen, muss kein leeres Ritual sein, sondern kann eine gute Gewohnheit werden, um unsere Dankbarkeit auszudrücken oder unsere Bitten vor Gott zu bringen. Im Familienalltag gibt es darüber hinaus so viele Situationen, in denen Gebet wichtig ist und auch guttut: Wenn jemand krank ist, wenn Arbeiten in der Schule geschrieben werden, wenn Konflikte auftreten, wenn wir etwas Schönes oder auch etwas Schweres erleben, wenn Kinder schlecht träumen oder Angst haben und vieles mehr. Im Gebet will Gott aber auch zu uns sprechen. Dies dürfen Sie gemeinsam mit Ihren Kindern erwarten und das Hören auf Gott einüben!

 

Leben Sie Gemeinschaft

Pflegen Sie die Gemeinschaft innerhalb der Familie: beim Essen, beim Spielen, bei Ausflügen. In lockerer und entspannter Atmosphäre können Sie sich austauschen über das, was jeden Einzelnen beschäftigt, auch in Bezug auf den Glauben. Wenn Sie selber gerne und fröhlich in den Gottesdienst gehen und dort auch Kinder willkommen und angenommen sind, kann der Besuch eine schöne gemeinsame Aktion werden, die wiederum zu guten und offenen Gesprächen führen kann. Suchen Sie den Kontakt zu anderen Familien, mit denen Sie Beziehungen aufbauen können.

 

Fragen unbedingt erlaubt!

In vielen christlichen Gemeinden und christlichen Familien scheint es eine unbewusste Angst vor Fragen zu geben – vor allem kritischen. Das muss nicht sein. Mit unseren Fragen und Anfragen bringen wir lediglich zum Ausdruck, dass wir uns mit dem Leben und dem Glauben beschäftigen, und das ist doch positiv!

Wenn Sie keine Antworten haben, geben Sie es einfach zu! Denn in unserem Leben und auch in unserem Glauben bleiben offene Fragen.

Ermutigen Sie Ihre Kinder also dazu, Fragen zu stellen. Natürlich haben wir nicht auf alle eine Antwort. Und vor allem gibt es nicht auf jede Frage die richtige Antwort. Wie wäre es, wenn Sie gemeinsam mit den Kindern über mögliche Antworten nachdenken:

Warum es Kriege gibt, könnte etwas damit zu tun haben, dass wir Menschen in der Lage sind, auch schlechte Entscheidungen zu treffen. Warum so viele Menschen auf der Welt leiden und/oder hungern müssen, liegt vielleicht daran, dass manche Menschen eben viel für sich beanspruchen und nicht gerne abgeben! Solche Fragen können zu richtig guten Gesprächen auch über das eigene Verhalten führen.

 

Und dann gibt es noch die vielen Fragen, auf die wir tatsächlich keine Antworten finden: Warum ein Kind stirbt, warum jemand auf Dauer krank ist, warum sich an manchen schwierigen Situationen trotz Gebet nichts ändert. Wenn Sie keine Antworten haben, geben Sie es einfach zu! Denn in unserem Leben und auch in unserem Glauben bleiben offene Fragen, die wir natürlich immer wieder Gott selber stellen dürfen, die wir manchmal aber auch einfach aushalten müssen.

 

Loslassen – in Gottes Hände

Und schließlich: Wenn ein Kind kein Interesse mehr am Glauben hat, dann ist Loslassen und Vertrauen angesagt! Jedes Kind ist uns von Gott anvertraut worden, wir können es ihm also jederzeit und immer wieder „zurückgeben“, indem wir es ihm anvertrauen! Wir dürfen unseren Kindern einladend und natürlich vorleben, welche Werte uns wichtig sind – aber letztlich müssen sie ihren eigenen Weg finden. Dabei gilt für unsere Kinder das gleiche wie für uns alle: Wir können uns von Gott abwenden – aber wir können nicht verhindern, dass Er uns zugewandt bleibt. Gott sei Dank!

Claudia Hörster

Jahrgang 1966, verheiratet, Mutter von sechs Kindern, ist Fachreferentin für Familie und Erziehung und Mitglied der Gemeindeleitung der EFG Kelkheim.

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