„Planung ist das halbe Leben“ – mit diesem Satz bin ich großgeworden. Schon allein von meiner Persönlichkeit her plane ich grundsätzlich gerne, obwohl ich gerne auch spontan bin und die Dinge auf mich zukommen lasse. Was mir am Planen am meisten Spaß macht, ist die Vorfreude: Wer plant, weiß, was auf ihn zukommt, und kann sich schon lange vorher darauf freuen – oder sich darauf freuen, dass etwas zu einem bestimmten Zeitpunkt abgehakt ist!

 

Nun höre ich von Singles immer wieder, dass sie ja viel mehr planen müssten als Paare und Familien. Was bei ihnen oft vorgegeben sei oder sich eben so ergebe, müssten Alleinlebende sich mühsam erarbeiten: den Ausflug am Wochenende, die Tischgemeinschaft am Sonntag, den Sommerurlaub, die wirtschaftliche und rechtliche Absicherung.

 

Das stimmt. Einerseits. Andererseits weiß ich: Je mehr Personen ich beim Planen unter einen Hut bringen muss, desto anspruchsvoller wird es. Und da ich als Single ja nicht im selbstmitleidigen Blick auf die Herausforderungen meines Lebens steckenbleiben will, gibt es heute den zweiten Teil meiner kleinen Themenreihe zum Thema „Planen“. Dieses Mal: Finanzen und Vorsorge. 

 

Vollmacht: Wer darf was?

Finanzen – das war viele Jahre einer der Punkte, in denen ich grenzenlos neidisch war auf alle Ehepaare. Die hatten ausgesorgt – in jeder Hinsicht (dachte ich). Viele freiberufliche Frauen haben finanzstarke Männer an ihrer Seite, sodass ein wirtschaftliches Tief sie kaum trifft (in meiner Vorstellung – ist natürlich Blödsinn). Und Ehepaare haben ja auch in Sachen Vorsorge alles geregelt, sollte mal was passieren, sind Eheleute einander fürsorglich verpflichtet …

 

Heute weiß ich: Das stimmt so nicht.

Eine Vorsorgevollmacht ist übrigens auch für Eheleute wichtig. Denn die sind nicht automatisch füreinander mit Vollmachten ausgestattet.

Ich lebe in einer Lebensgemeinschaft und wir haben uns lange Gedanken darüber gemacht, wie wir von der jeweils anderen Auskunfts- und Vollmachtsrechte erlangen können. Wenn ich zum Beispiel mal ins Krankenhaus müsste: Meine Mitbewohnerin bekäme keine Auskunft und käme im Notfall weder an meine Post noch an meine Konten.

Das wollten wir ändern – und so haben wir kürzlich eine notariell beurkundete Vorsorgevollmacht aufsetzen lassen. Da ist alles abgedeckt: Wer über mich Auskunft bekommt, wer bestimmt, wo ich lebe und welche medizinischen Maßnahmen gemacht werden (Stichwort „Patientenverfügung“), wer an meine Konten kommt aund im Notfall meine Geschäfte abwickeln darf und so weiter. Wir haben einander diese Vollmachten erteilt (in den Vollmachten stehen außerdem unsere Eltern und Geschwister mit drin; denn wenn wir so was schon mal aufsetzen lassen, soll es rund sein und jahrzehntelang Bestand haben). So eine Vorsorgevollmacht ist übrigens auch für Eheleute wichtig: Denn die sind – anders als ich immer dachte – nicht automatisch füreinander mit Vollmachten ausgestattet. Vorsorgen kannst du jederzeit – und am besten so früh wie möglich!

Und das solltest du auch finanziell tun. Besonders als Single, wenn dir die „eheliche/partnerschaftliche Wirtschaftsgemeinschaft“ fehlt.

 

Finanzen: Heute an morgen denken

Wenn du nicht zu den paar Prozent gehörst, die ein überdurchschnittliches Gehalt bekommen, wirst du eine Rentenlücke haben: Das ist die Differenz zwischen der Rente, die du – Stand heute – einmal bekommen wirst und dem, was du in deiner Rentenzeit zum Leben brauchst. Abgesehen davon ist die gesetzliche Rente nicht (mehr) so sicher, wie die meisten von uns denken. Schon allein daher ist es ratsam, selbst finanziell vorzusorgen.

Wenn du nicht zu den paar Prozent gehörst, die ein überdurchschnittliches Gehalt bekommen, wirst du eine Rentenlücke haben.

Der erste Schritt wäre daher eine Aufstellung deiner Einnahmen (Gehalt, Ehrenamtspauschalen etc.) und Ausgaben (Lebenshaltungskosten, Urlaub etc.) und die Klärung deiner Rentenlücke (Tipp: Unter diesem Stichwort findest du online zahlreiche kostenfreie Rentenlücken-Berechner). Und dann solltest du überlegen, wie du finanziell privat vorsorgen kannst.

 

Für mich als Freiberuflerin ist die private Altersvorsorge sehr wichtig, weil ich aus der gesetzlichen Rentenkasse kaum etwas zu erwarten habe. Seit einigen Monaten bin ich jemand, von dem ich nie gedacht hätte, dass ich es sein könnte: Ich bin Aktionärin – also Anteilseignerin an zahlreichen Unternehmen weltweit. Denn der Großteil meiner Alterssicherung liegt nicht in Bargeld auf Konten (das wird mit den derzeitigen Negativzinsen immer teurer), sondern in Aktien (das lohnt sich, weil sich das Kapital langfristig vermehrt und Zinseszinsen für mich arbeiten).

 

Du hast keine Ahnung, wovon ich spreche? So ging es mir auch lange, bis ich mich entschieden habe, auch diesen Teil meines Lebens selbst verstehen und planen zu wollen. Ich habe mir ein paar gute Bücher besorgt und gute Berater an die Seite geholt – und los ging’s! Mittlerweile verstehe ich sehr viel mehr von all dem und weiß, wo mein Geld angelegt ist. Das gibt mir ein gutes Gefühl und so viel Sicherheit wie möglich.

 

Ich habe gelernt: Wenn ich allein lebe, ist Vorsorgen noch viel wichtiger, als wenn ich in einer Wirtschaftsgemeinschaft (z. B. Ehe) lebe. Drum werbe ich gerade bei Singles sehr dafür, frühzeitig vorzusorgen – rechtlich und finanziell. Denn niemand von uns weiß, was morgen ist. Und je früher ich finanziell vorsorge – und wenn ich nur mit 20 Euro im Monat starte! –, desto mehr habe ich davon. Darum zum Schluss mein Tipp: Setze dieses Thema am besten auf „Prio A oder B“! 

Tina Tschage

hat Theologie studiert und das Handwerkszeug der Redakteurin erlernt. Sie lebt als Single-Frau in einer christlichen Gemeinschaft in München und arbeitet freiberuflich als Coach, Speakerin und Autorin.

 

www.tina-tschage.de

 

www.trau-frau.de

Das könnte Sie auch interessieren