Willkommen 2025: Jetzt ist es da, das neue Jahr! Und die Jahreslosung lädt dazu ein, besonderes in diesen Tagen des Anfangs einen Blick auf uns selbst zu werfen, wenn sie uns auffordert: „Prüft alles und behaltet das Gute!“ (1. Thessalonicher 5,21)

 

Im Fokus: Wir

Im Kontext des Briefes, den der Apostel Paulus an die Christen in der antiken griechischen Stadt Thessaloniki schrieb, zielte die Aufforderung „Prüft alles!“ zunächst auf die „prophetische Rede“ ab – ein Geschenk des Heiligen Geistes, das uns gegeben wird, um Trost, Ermahnung, Ermutigung und Wegweisung zu bekommen und weiterzugeben.

 

Aber es gibt auch noch eine weitere Ebene: Das kleine Wörtchen „alles“ hat es in sich, denn es geht eben auch um unser ganz persönliches Leben. Das klingt nach Silvester, Jahresanfang, Pläne schmieden, Entscheidungen treffen, Neuanfang! Manch einer mag das nicht. Zu tief sitzt die Erinnerung an irgendwelche Neujahrs-Vorsätze, die nicht umgesetzt wurden und im Februar schon wieder aus dem Sinn waren. Ich persönlich liebe allerdings Neuanfänge. Denn sie geben mir das gute Gefühl, Gestalterin meines Lebens zu sein und nicht bloß gelebt zu werden. Die Jahreslosung kann uns also dazu ermutigen, am Jahresanfang oder auch zwischendurch immer wieder einmal das eigene Leben unter die Lupe zu nehmen – am besten zusammen mit Jesus Christus.

 

Im Fokus: Gnade

In unserer Zeit werden wir ja an allen Ecken und Enden dazu motiviert, unser Leben zu optimieren: Stimmt deine Work-Life-Balance? Bist Du finanziell clever fürs Alter abgesichert? Wie steht‘s um deinen nächsten Gesundheitscheck?

Gnade ist befreiend, macht heiter und schenkt Seelenruhe. Sie sagt uns: Wir brauchen uns auch 2025 nicht allein abzustrampeln.

Auch die Bibel fordert uns immer wieder auf, unser Leben unter die Lupe zu nehmen. Allerdings mit einem gravierenden Unterschied: Hier ist das vornehmliche Ziel nicht Selbst-Optimierung, sondern Gott hat unsere „Heiligung“ im Blick (siehe 1. Thessalonicher 4,7, u.a.). Dabei setzen Jesusnachfolger jedoch nicht auf Veränderung zum Guten aus eigener Kraft nach dem Motto „Jetzt aber mal ordentlich in die Hände gespuckt und losgelegt!“ – christliche Selbstführung hat „Gnade“ als Motto. Zugegeben: Ein kurzes Motto, aber eins mit langfristiger Wirkung! Denn Gnade ist befreiend, macht heiter und seelenruhig.

 

Gnade sagt uns: Wir brauchen uns auch 2025 nicht allein abzustrampeln. Sondern zusammen mit Jesus als Teampartner werden wir wachsen dürfen. Dabei werden wir garantiert auch einmal liegen bleiben. Und egal, was du dir für 2025 vornimmst – vielleicht ergeht es dir an irgendeinem Punkt dann wie dem Apostel Petrus, der plötzlich weinen musste, als er sein Leben prüfte und feststellte, dass er in der dunkelsten Stunde nicht zu seinem Freund Jesus gestanden hatte. Doch der gnädige Jesusblick half ihm anschließend wieder auf die Beine, verlieh ihm Würde und schenkte ihm Berufung. Und wie er werden auch wir Gnade brauchen.

 

Im Fokus: Visionday

Wie aber kann das ganz praktisch aussehen, dieses „Alles-Prüfen“? Ich habe mir vor ein paar Jahren angewöhnt, am Jahresanfang einen „Visionday“ einzulegen, einen inneren Visionstag für das eigene Leben und das kommende Jahr. Dabei gehe ich zusammen mit Jesus ein paar Fragen durch. Beispielsweise diese:

 

→ Was soll in meinem Leben so bleiben, weil es gut ist?

→ Welche Beziehungen sind wichtig?

→ Was sollte ich klären?

→ Was passt nicht mehr?

→ Was will ich lernen?

→ Wo möchte ich charakterlich Ende des Jahres stehen?

 

Das sind spannende Fragen! Mir helfen sie dabei, Prioritäten zu setzen, statt mich einfach vom Leben überrollen zu lassen. Natürlich kann man nicht alles planen. Dass ich im vergangenen Jahr einem meiner Kinder gleich zwei Mal beim Umziehen geholfen habe, war für mich nur bedingt vorhersehbar. Aber sehr wohl haben wir Entscheidungsspielraum. Beispielsweise wenn etwas mit einem Menschen zu klären ist oder wenn wir spüren, dass wir für einen bestimmten Menschen im neuen Jahr Zeit einräumen sollen. Spätestens in der Jahresmitte schaue ich dann in mein Tagebuch und mache einen Boxenstopp: Wo stehe ich zurzeit? Konnte ich meine Spur halten?

 

Im Fokus: Orientierungspunkte

Wenn wir unser persönliches Leben unter die Lupe nehmen, dann tun uns Orientierungspunkte gut. Sie können so etwas wie ein Leitfaden sein für die Verwandlung, die der Heilige Geist in uns vornehmen möchte. Ich stelle einige vor:

 

Offenheit und Demut 

Wer sein Leben prüfen möchte, braucht Korrekturfähigkeit. Vielleicht erkennst du beim Nachdenken, dass du schon viel zu lange eine Couchpotato bist und deine Gaben schon lange auf ein praktisches Engagement warten. Dann mach das vor dir und Gott fest und steige 2025 zum Beispiel im Café-Team deiner Kirchengemeinde ein oder in ein soziales Projekt deiner Stadt.

Vielleicht erkennst du aber auch das Gegenteil: dass dir die Ruhe fehlt. Sie ist abhandengekommen durch zu viel Betriebsamkeit. Vielleicht besteht deine Korrektur dann darin, dir mehr Ruhephasen zu gönnen. Wer offen und demütig ist, Impulse aufzunehmen, kann seine Lebensspur ändern.

 

Mündigkeit 

Wir alle sind die Entscheider in unseren Lebensbereichen – darin, wie es in unserer Gottesbeziehung, in Partnerschaft und Freundschaften, in Beruf und Ehrenamt, mit unseren Finanzen, unserer Gesundheit oder der Pflege unseres Zuhauses laufen soll. Denn Prüfen heißt: Verantwortung zu übernehmen und sich Ziele zu setzen. Immer wieder erinnert die Bibel uns daran, uns in diese Verantwortung zu begeben.

 

Jesus-Fokus 

Mit einem Visionday ist natürlich noch nicht alles erledigt. Prüfen kann auch bedeuten, nachzujustieren. Vielleicht ertappst du dich dabei, dass du am Arbeitsplatz doch manchmal gerne an dich selbst denkst, statt die Spülmaschine unaufgefordert für dein Team einzuräumen. Oder du ertappst dich dabei, dass du beim Einkaufen doch lieber die preisreduzierte Schokolade nimmst statt die fair gehandelte. Oder dass es dir richtig schwerfällt, die Menschen in deiner Kirchengemeinde aufrichtig zu lieben. „Was würde Jesus tun?“ Das ist die Kernfrage. Sie schenkt uns den Jesus-Fokus und hilft uns, uns immer wieder neu auszurichten, wenn unser altes Ego sich durchsetzen will.

 

Bibelabgleich

Das liest sich vielleicht auf den ersten Blick langweilig, muss es aber gar nicht sein. Denn Prüfen heißt auch: mit der aufgeschlagenen Bibel zu leben. Nur mit ihr als Spiegel erkennen wir ja, dass wir eben großzügiger leben sollen oder Menschen mit göttlicher Liebe lieben dürfen. Zugegeben: Unsere Welt ist komplex und nicht alle schwierigen Themen werden in der Bibel behandelt. So ist es beispielsweise nicht ganz einfach, biblische Gedanken für den Umgang mit Parteiprogrammen, künstlicher Intelligenz, Homosexualität und zahlreichen weiteren ethischen Fragen herauszufiltern. Aber mit Hilfe von Studienbibeln, Konkordanzen und guten Kommentaren können wir eben doch so manche Information zutage fördern, die uns Orientierung schenken kann. Und wenn wir in einer Sachfrage nicht ausreichend fündig werden, dann hilft uns sicher die Orientierung an Jesu Liebesgebot. Vielleicht ist es manchmal dran, beim Bibellesen nicht zu früh aufzugeben!

Es geht nicht um Rückzug von Menschen, aber vielleicht darum, eher die eigenen Hausaufgaben zu lösen, statt die der anderen.

„Prüft alles“ ist also eine liebevolle Einladung, unser Leben aktiv und verantwortungsvoll zu gestalten. Und was haben wir davon?

 

Der Segen

Ich merke, dass mir diese Innenschau zwischendurch guttut. Sie hilft mir, den Fokus zu halten. Denn wenn ich später im Leben zurückschaue, möchte ich ungerne erschrecken: „Wie habe ich mich denn eigentlich entschieden, wie meine Prioritäten gesetzt?“ Deshalb hilft mir diese regelmäßige Innenschau, aufgeräumt, fröhlich, klar und entschieden im Heute zu leben.

 

Und noch etwas anderes passiert dabei: Wir machen uns weniger verantwortlich für andere Menschen. Vielleicht werden wir so auch weniger kritisch sein, weniger verurteilen, uns weniger einmischen und insgesamt barmherziger werden? Selbstverständlich sind wir zur Gemeinschaft gemacht. Andere ermutigen oder auch einmal auf etwas hinweisen – das darf natürlich trotzdem stattfinden. Es geht also nicht um Rückzug von Menschen, aber vielleicht darum, eher die eigenen Hausaufgaben zu lösen, statt die der anderen.

 

Das Gute behalten

Und zu guter Letzt steckt noch ein dritter Aspekt in der Jahreslosung: Wir werden nämlich über das reine Prüfen hinaus auch aufgefordert, das Gute zu behalten. Haben wir es denn nötig, das gesagt zu bekommen? Ich glaube schon. Viele von uns fühlen sich ganz besonders in den letzten Jahren durch Coronakrise, Ukrainekrieg und politischen Wandel verunsichert und verängstigt. Neben unserer großen Welt ist auch manches Negative in der eigenen persönlichen Welt zu finden. Manchmal werden wir davon überwältigt, sind abgelenkt, besorgt und unruhig.

 

Maria, die Mutter von Jesus, kann uns ein Vorbild darin werden, was es heißt, Gutes zu bewahren. Auch sie hätte genug Gründe gehabt, sich Sorgen zu machen: Wie soll das alles gehen mit dem Kind? Wie soll ich das schaffen? Angst vor dem Kommenden, Sorge um den eigenen angeschlagenen Ruf als Frau, Zweifel an der Zuverlässigkeit der Prophezeiungen – all das hätte sie erdrücken und handlungsunfähig machen können. Aber sie fokussiert das Gute. Da gab es ja soviel Aufrüttelndes: Engelserscheinungen, Prophezeiungen für ihre Schwangerschaft und die Aufgaben ihres Erstgeborenen, Gottesbegegnung und staunende Besucher und obendrein Himmelschöre. Dieses Gute bewahrt sie in ihrem Herzen.

 

Davon können wir uns anstecken lassen! Vielleicht machen wir uns auf den Weg, wagen die Innenschau und erkennen manches, das wir ändern möchten. Klasse, wenn wir da aktiv werden! Es kann sein, dass wir anschließend erneut herausgefordert sind, weil wir plötzlich Ungutes in unserem Leben sehen, das gar nicht so leicht zu ändern ist. Das Gute im persönlichen Leben zu behalten wird auch bedeuten, Gott im Gebet unsere persönlichen Problemzonen hinzuhalten. Er möchte uns auch im neuen Jahr weiter formen – immer mehr zu dem Menschen hin, als den er sich uns gedacht hat.

 

Und was ist, wenn ich darüber eher frustriert bin, mich selbst zerfleische, weil ich manchmal wenig Gutes bei mir sehe? Mir persönlich fällt es relativ leicht, mich selbstkritisch zu prüfen. Deshalb ist es für mich und alle ähnlich Gestrickten wichtig, dass wir uns irgendwann wieder davon lösen. Raus aus der Selbstprüfung, rein ins Leben! Das Gute zu behalten heißt auch, die Krone zu richten und aufzustehen: Wenn wir versagt haben, Gottes Gnade zu vertrauen, uns selbst Gnade zu gewähren, das Grübeln zu beenden, Mut zu fassen, die Stimmung positiv werden zu lassen und in die Tat zu finden.

 

Werden wir 2025 im Negativen versinken? Oder uns losreißen und das Gute fokussieren? Wir haben die Wahl. Auf uns wartet ein starkes Jahr, das wir mit Gottes Hilfe gestalten dürfen.

Kerstin Wendel

ist Autorin, Rednerin und Seminarleiterin aus Wetter/Ruhr. Sie ist Autorin des Jahreslosungsbuches „Prüft alles und behaltet das Gute“ (SCM R. Brockhaus), das neben dem Buchhandel auch bei der Autorin mit Widmung erhältlich ist. Mehr unter www.kerstin-wendel.de

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