„Eine Freundin hat mir eine Tasse geschenkt mit der Aufschrift: ,Glaube nicht alles, was du denkst!‘ Sie hat das gut gemeint, weil ich mich tatsächlich gerne in unzähligen gedanklichen Negativschleifen wiederfinde und da nie wirklich gut rauskomme. Meine Gedanken ziehen meine Gefühle dann total runter. Ich bin halt eine Pessimistin! Und doch frage ich mich: Geht das nicht auch anders? Wie kann ich leichter und optimistischer durchs Leben gehen?“

 

 

Menschen, die mir im Coaching felsenfest überzeugt sagen, dass sie Pessimisten seien, antworte ich meist: „Kannste machen, kannste lassen – hat halt Konsequenzen, mit denen du leben musst!“ Dabei muss niemand als Pessimist leben, insofern: Nein, musst es nicht, das geht auch anders! Von negativen Gedankenspiralen kann man sich befreien. Und mit etwas Übung kann man das Leben positiver und bunter sehen lernen – und zwar unabhängig von dem, was gerade los ist.

 

Schritt 1: Sich selbst wahr- und ernstnehmen

Der Schöpfergott hat es uns als wertvollen Tipp mitgegeben: Liebe dich selbst! (z. B. Psalm 139, Markus 12,31). Dazu gehört, dass ich mich immer wieder auf die Reise zu mir selbst begebe und entdecke, wer ich bin, wie ich ticke, was ich an mir mag und was ich vielleicht gern verändern möchte, weil es mich selbst und andere stört. So wie Fragestellerin mit ihrem Einwurf, ob das mit dem negativen Denken nicht auch anders gehen könnte. So eine Entdeckung ist sehr wertvoll – und sie ist es würdig, ihr nachzugehen und sich Inspiration und Hilfe zu holen.

 

Gedankenspiralen gehören zu unserem Menschsein. Je nachdem wie ich geschaffen und geprägt bin, sind diese intensiver, gehen in eine bestimmte Richtung, und ich kann mich aus ihnen gut oder eben auch weniger gut befreien. Wenn ich in negativen, pessimistischen Gedanken festhänge, tut mir das meist nicht gut. Denn diese Gedanken prägen meine Gefühlswelt – mit der Folge, dass ich mich niedergedrückt, schwer, depressiv fühle. So wie meine Gedanken sind, nehme ich oft auch meine Gefühle war. „Brain to Body“ nennt die Wissenschaft das. Heute weiß man: Ich kann über meine Gedanken meine Gefühle beeinflussen. Also ist es schlau, meine Gedanken zu lenken.

 

Schritt 2: Die eigenen Gedanken gestalten

Ich selbst habe während der Corona-Pandemie und in der Zeit danach, die von so vielen militärischen Konflikten geprägt ist, gemerkt, wie sehr mich Nachrichten runterziehen. Und Social Media tut sein Übriges: All die tollen, schlauen, wunderschönen, zuckersüßen und federleichten Menschen – da komme ich nicht mit!

Füttere dich mit Positivem, Schönem, Buntem – und du wirst merken, wie viel positiver, schöner und bunter deine Gedankenspiralen werden.

Nachdem ich mir das eingestanden hatte, habe ich begonnen, meinen Medienkonsum zu reduzieren und bewusst zu gestalten – Nachrichten ebenso wie Social Media. Darüber hinaus habe ich mich mit meinen Gedankenkreisen beschäftigt:

 

Was taucht immer wieder auf?

Welche Lebenslügen kreisen mich ein?

Was denke ich über mich selbst, meine Familie, meinen Job, mein Umfeld?

 

Hier war eine sehr ehrlich, teilweise schmerzhafte Analyse hilfreich. Die habe ich tatsächlich in einem Büchlein festgehalten – also einfach Antworten auf Fragen wie die, die ich gerade formuliert habe. Und dann habe ich neue Antworten gefunden. Ich habe begonnen, mich mit guten Nachrichten zu füttern – die gibt’s wirklich, und zwar in meinem Leben genauso wie in der großen, weiten Welt. Ich habe mich angestrengt, in jeder schwierigen, schmerzhaften Situation den Silberstreif am Horizont zu finden:

 

Was habe ich in dieser blöden Zeit gelernt?

Was gibt es an Gutem in dieser Situation?

Was ist mir trotz allem gelungen?

 

Auch hier braucht es eine ehrliche Analyse – die bringt die besten Entdeckungen! Dazu gibt es ja noch eine Menge liebevoller und hoffnungsvoller Zusagen in der Bibel, mit denen ich mich füttern kann. Nicht von ungefähr legte Paulus schon den Christen in Philippi ans Herz: „Konzentriert euch auf das, was wahr und anständig und gerecht ist. Denkt über das nach, was rein und liebenswert und bewunderungswürdig ist, über Dinge, die Auszeichnung und Lob verdienen.“ (Philipper 4,8) Und dann sind da auch noch all die Dinge, für die andere mich schätzen und gernhaben (Tipp: Einfach mal nachfragen!). Darum: Füttere dich mit Positivem, Schönem, Buntem – und du wirst merken, wie viel positiver, schöner und bunter deine Gedankenspiralen und deine Gefühle werden.

 

Schritt 3: Den Körper nutzen

Und zuletzt: Nimm deinen Körper mit rein! Pessimisten haben oft eine niedergedrückte Haltung: Der Kopf hängt nach unten, die Mundwinkel auch, die Schultern sacken ab und die Füße schlurfen. Mit dieser Körperhaltung wird unser menschliche System von Hormonen geflutet, die uns Stress machen. Es ist eine Low-Power-Haltung – eine, die mir Energie raubt.

 

Darum: Nimm eine Körperhaltung ein, die dir Energie gibt, eine High-Power-Pose! Füße hüftbreit aufstellen, die Knie und die Hüfte lockern, das Becken mal leicht nach vorne und hinten kippen und dann in der Mitte einpendeln, den Bauch lockerlassen und den Oberkörper insgesamt ein bisschen anspannen, die Schultern nach unten zurückziehen und den Kopf heben. Mit diesem sicheren Stand wird der Körper geflutet von all den Hormonen, die Kraft verleihen – und gute Laune! Dazu gehört dann auch das Lächeln: Die Mundwinkel nach oben ziehen bewirkt gute Gedanken und neue Energie – dafür brauche ich gar nicht unbedingt fröhlich sein! Hier wirkt der Körper auf Gedanken und Gefühle.

Rauskommen aus dem Pessimismus kann ziemlich einfach sein – es braucht nur etwas Übung.
Wundervolles Gesamtkonzept

Rauskommen aus dem Pessimismus kann ziemlich einfach sein, wenn ich es will – es braucht nur etwas Übung! Hier machen regelmäßige kleine Schritte den Unterschied: Es beginnt mit dem Wahr- und Ernstnehmen, wie du dich gerade fühlst und welche Gedanken kreisen. Diesem Wust kannst du dann Positives, Schönes, Buntes entgegenstellen. Und wenn du dann noch deinen Körper mit entsprechenden Energie geladenen Haltungen mitnimmst, wirst du Negatives los und spürst Leichtigkeit. Mit diesem wundervollen Gesamtkonzept ist die Spezies Mensch von ihrem Schöpfer ausgestattet und kann einen guten Unterschied machen in dieser Welt. Machst du mit?

BÜCHER ZUR VERTIEFUNG

 

Embodiment: Die Wechselwirkung von Körper und Psyche verstehen und nutzen – Maja Storch, Wolfgang Tschacher, Gerald Hüther, Benita Cantieni; 208 Seiten, Hogrefe Verlag

 

Wie Haltung unser Leben verändert – Doro Plutte; 240 Seiten, bene! Verlag

Tina Tschage

hat Theologie und Personal- und Organisationsentwicklung studiert und das Handwerkszeug der Redakteurin erlernt. Sie lebt als Single-Frau in einer christlichen Gemeinschaft in München und arbeitet freiberuflich als Coach, Speakerin und Autorin.

 

www.tina-tschage.de

Die Fragen in unserer Rubrik „Lebensfragen“ sind aus dem Erfahrungshintergrund der Beraterinnen und Berater exemplarisch formuliert worden, sodass jederzeit strenge Vertraulichkeit gewährleistet bleibt. Wir veröffentlichen keine seelsorgerlichen Anfragen an die Redaktion ohne vorherige ausdrückliche Genehmigung der Ratsuchenden.

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