„Vor einigen Tagen gab es bei uns zu Hause mal wieder richtig Zoff. Auslöser war ein Anruf meiner Schwiegermutter, bei dem es um die Gestaltung des anstehenden Weihnachtsfestes ging. Sie geht fest davon aus, dass wir als Familie die Feiertage bei ihr und ihrem Mann verbringen und hat bereits alles bis ins letzte Detail geplant. Ich möchte jedoch dieses Jahr aber gerne einmal nur mit der eigenen Familie feiern und auch die Kinder wünschen sich, Mama und Papa mal für sich alleine zu haben. Mein Mann hat jedoch Angst, seine Eltern zu verletzen. Ich mag meine Schwiegereltern wirklich sehr, aber ich habe inzwischen Angst vor jedem Feiertag, weil mein Mann und ich dann ständig in Streit geraten. Bisher hab ich immer nachgegeben, aber jetzt will ich nicht mehr. Was kann ich tun?“

 

 

„Es recht zu machen jedermann, ist eine Kunst, die niemand kann“, sagt ein Sprichwort. Vor allem bei der Gestaltung von Familienfesten wird deutlich, wie schwierig es ist, die Erwartungen eines jeden Familienmitglieds zu erfüllen. Wenn Sie in den letzten Jahren sämtliche Familienfeste mit Ihren Schwiegereltern gefeiert haben, ist Ihr Wunsch, in diesem Jahr an Weihnachten einmal in der eigenen Familie zu feiern, durchaus verständlich und auch legitim.

 

1. Reden Sie über Bedürfnisse und Erwartungen

Vielleicht berufen Sie mal an einem Sonntag vor dem Advent einen Familienrat ein und besprechen gemeinsam, welche Erwartungen und Wünsche jedes Familienmitglied für die Gestaltung der Feiertage hat. Dabei sollte es klare Regeln geben. Zum Beispiel: Jedes Familienmitglied hat eine vorgegebene Redezeit und darf sagen, was er oder sie sich für die Feiertage wünscht. Die anderen müssen zuhören und dürfen nicht unterbrechen. Wenn die vorgegebene Zeit um ist, ist der nächste an der Reihe. In diesem Rahmen kann dann auch Ihr Mann seine Ängste und Bedenken äußern und wird gehört. Vielleicht spürt er beim Zuhören dann auch die Sehnsucht seiner Familie nach Zeit mit ihm allein.

 

2. Reden Sie offen mit Ihren Schwiegereltern

Machen Sie – oder besser noch Ihr Mann, wenn er das Anliegen seiner Familie aufgenommen hat – Ihren Schwiegereltern gegenüber Ihr Bedürfnis nach einem Fest „im kleinen Kreis“ transparent und teilen Sie ihnen ehrlich mit, wie es Ihnen als Familie geht. Immerhin waren auch Ihre Schwiegereltern einmal eine junge Familie und können sich sicher daran erinnern, wie es ihnen selbst mit der Gestaltung der Feiertage ergangen ist. Machen Sie ihnen deutlich, dass es nicht darum geht, sie nicht dabeihaben zu wollen, sondern dass Sie als Familie in diesem Jahr einfach einmal vermehrt Zeit für sich brauchen, weil Sie in den letzten Monaten so wenig gemeinsame Zeit hatten. Vielleicht können Sie ihnen auch offen die Bedenken Ihres Mannes mitteilen, der Angst hat, sie zu verletzen.

Vielleicht finden Sie aber auch ganz andere Wege, indem Sie für beide Seiten nach guten Alternativen suchen. Wer sagt denn, dass Sie entweder das gesamte Fest miteinander oder eben nicht miteinander verbringen müssen?

Zeigen Sie Ihren Schwiegereltern andererseits deutlich, dass Sie auch ihre eventuellen Ängste vor einem einsamen Weihnachtsfest verstehen, was aber dennoch nicht zur Belastung für Ihre Familie werden darf. Ein offenes und ehrliches Wort wäre hier eine große Hilfe und baut Brücken zum anderen. So können Sie sicher auch gemeinsam nach gangbaren Wegen suchen, wie die zwei einmal für sich allein das Weihnachtsfest gestalten können.

 

Vielleicht finden Sie aber auch ganz andere Wege, indem Sie für beide Seiten nach guten Alternativen suchen. Denn wieso bloß zwischen Entweder-oder entscheiden? Wer sagt denn, dass Sie entweder das gesamte Fest miteinander oder eben nicht miteinander verbringen müssen? Alternativ könnten Sie auch darüber nachdenken, sich an den Festtagen nur begrenzt zu sehen. So könnten Sie zum Beispiel an Heiligabend und am ersten Weihnachtstag als Familie alleine sein, danach wäre ein Besuch der Schwieger- und Großeltern möglich. Oder aber Sie verbringen Heiligabend als Großfamilie, gestalten dafür aber die kommenden zwei Feiertage jeweils für sich allein.

 

3. Gestalten Sie Ihr ganz persönliches Familienfest

Auf welchen gemeinsamen Nenner Sie sich auch immer einigen mögen – planen Sie danach als Familie konkret Ihre gemeinsame Weihnachtszeit, denn es soll ja ein besonderes Fest werden. Auch hier könnte es einen Familienrat geben, bei dem wieder jeder sagen kann, was er sich für die Feiertage wünscht. Wichtig ist, dass alle für die Vorbereitung in irgendeiner Weise eingespannt sind, damit jeder auch richtig dabei ist und es „sein“ unvergessliches Fest wird.

Inge Frantzen

ist MINDO-Redakteurin und Systemische Lebensberaterin (Ignis).

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