Wer kennt es nicht? Der Bauch grummelt. Sofort fragt man sich, woran es liegen könnte. Hat man über die viele Arbeit das Essen vergessen und der Magen signalisiert Hunger? Oder sitzt man gerade vor dem dritten Teller mit Pasta und der Magen signalisiert das genau Gegenteil, nämlich „Stopp! Ich platze gleich!“? Vielleicht hätte man aber auch den vor einem Monat abgelaufenen Joghurt nicht mehr essen sollen?
Der Bauch grummelt und wir wissen: Er will uns etwas sagen. Also gehen wir die verschiedenen Optionen durch und handeln entsprechend. Wie aber sieht es aus, wenn unser Körper andere Signale sendet? Wenn wir beispielsweise um etwas gebeten werden und alles in uns „Nein!“ schreit?
Signale wahrnehmen
Nele hat dieses innere Nein sofort gespürt, als beim Elternabend jemand gesucht wurde, der einen Kuchen für den Schulbasar beisteuert – und das Backwerk auch direkt noch verkauft. Neles inneres Nein kommt direkt und ohne, dass sie es großartig verhindern könnte. Plötzlich spürt sie eine vorher nicht dagewesene Last auf ihren Schultern. Sie fühlt sich müde. Versucht ihr Körper ihr womöglich zu verstehen zu geben, dass das gerade zu viel ist?
Wer sein Bauchgefühl permanent ignoriert und übergeht, läuft Gefahr, wichtige Hinweise zu verpassen und über kurz oder lang auszubrennen.
Aber Nele ist wie viele von uns: Sie ignoriert das Signal und meldet sich freiwillig. Niemand hat sie gedrängt. Es ist ihr mit logisch klingenden Argumenten aufwartender Verstand, der ihr Bauchgefühl-Nein übertönt. Irgendwie kriegt sie das hin. Sie will ja auch nicht egoistisch sein! Und wenn sie mit am Verkaufsstand steht, kann sie ihr Kuchenblech gleich wieder mitnehmen und muss nicht tagelang hinterherrennen. Nele argumentiert sich ihr Ja zurecht. An den Argumenten ist auch etwas Wahres dran. Das Problem ist nur: Wer sein Bauchgefühl permanent ignoriert und übergeht, läuft Gefahr, wichtige Hinweise zu verpassen und über kurz oder lang auszubrennen.
Bauch ist nicht gleich Bauch
Das sogenannte „Bauchgefühl“ reagiert sehr spontan und direkt. Es kann uns gute Hinweise liefern, auf die wir achten sollten. Bei Daniel verhält es sich etwas anders. Auch sein Körper „spricht“ zu ihm: Jedes Mal, wenn er etwas tun soll, was er zuvor noch nie gemacht hat, überfällt ihn eine Art Schockstarre. Auch er darf diese Reaktion durchaus ernstnehmen. Nur ist Daniel ein gutes Beispiel dafür, dass es eben nur Hinweise sind, die unser Körper uns sendet. Wir müssen uns die Zeit nehmen, sie richtig zu deuten.
Während Nele durchaus öfter den Impuls aufnehmen sollte, sich nicht zu viel aufzuhalsen, darf Daniel lernen, tiefer zu bohren und sein inneres Nein zu allem Neuem zu hinterfragen. Dann würde er vielleicht die Angst dahinter wahrnehmen, sich zu blamieren. Sich an die Worte seines Vaters erinnern, der sein Leben lang immer nur tat, was er schon konnte: „Schuster, bleib bei deinen Leisten!“ Er könnte entdecken, dass es gar nicht schlimm ist, Dinge nicht auf Anhieb zu können. Dass Neues zu lernen unglaublich spannend sein kann. Und am Ende könnte er es wagen, diese Altlast abzulegen.
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Unser Körper sendet uns permanent Signale. Sie sind eine Einladung, sie wahrzunehmen, zu achten und weiter damit zu arbeiten. Ein Nein-Signal des Körpers muss kein finales Nein sein. Aber vielleicht wäre es ab und an gut, es einfach einmal stehenzulassen. Zu sagen: „Ich sag erst mal nein. Ich muss das noch mal für mich klären.“ Man muss nicht immer alles bis ins letzte Detail logisch begründen können. Und genauso wichtig bleibt natürlich, das Nein anderer stehen zu lassen und zu achten.