Wie heißt’s?
DIGITALER MINIMALISMUS
Besser leben mit weniger Technologie
Wer hat’s geschrieben?
Cal Newport, Jahrgang 1982, ist außerordentlicher Professor für Informatik an der Universität Georgetown (USA). Seit 2007 betreibt er den Blog „Study Hacks“ (www.calnewport.com), wo er darüber schreibt, „wie man in einem zunehmend abgelenkten Zeitalter produktive, wertvolle und sinnvolle Arbeit verrichtet“. Newport prägte den Begriff „Deep Work“, der sich auf das Lernen ohne Ablenkungen wie E-Mail und soziale Medien bezieht. Er ist Autor mehrerer Bücher, darunter der Bestseller „Konzentriert arbeiten“. Seit 2017 setzt Newport sich für den digitalen Minimalismus ein.
Worum geht’s?
Das Buch „Digitaler Minimalismus“ ist eine gedankliche Weiterführung von Cal Newports Buch „Konzentriert Arbeiten“. In ihm ging es dem Autor darum, aufzuzeigen, dass das ablenkungsfreie Arbeiten die Konzentration fördert, wodurch die Arbeitseffektivität gesteigert wird. Wer seine technische Geschäftigkeit reduziert, so Newport, spart Zeit und Nerven, arbeitet effektiver und mit mehr Freude.
In „Digitaler Minimalismus“ spinnt der Autor diesen Gedanken nun weiter, indem er seine Leser herausfordert, die Nutzung von Technologien in allen Lebensbereichen auf das Wesentliche zu reduzieren, nicht nur bei der Arbeit. Er erläutert ausführlich und unter Zuhilfenahme vieler Beispiele, warum es sinnvoll ist, die Nutzung von Handy, Laptop & Co. einzuschränken.
Newport schlägt seinen Lesern einen einmonatigen „Digital Detox“ vor, also eine radikale digitale Entgiftung, indem man in dieser Zeit komplett auf Dinge wie Soziale Medien, Messenger-Dienste etc. verzichtet. Dieser Detox hilft rauszufinden, auf welche vermeintlich „lebenswichtigen“ Dinge man eventuell wider Erwarten doch problemlos verzichten kann. Nach der einmonatigen Radikalkur gilt es dann darum, bewusste Entscheidungen zu treffen: Auf welche der Technologien will man auch in Zukunft verzichten? Welche sollen (in modifizierter Form) wieder Einzug ins Leben finden? Das entscheidende Wort lautet hier „bewusst“: Es geht um bewusste Entscheidungen, die man aufgrund der im zurückliegenden Monat gesammelten Erfahrungen trifft. Je nach Lebenssituation können diese Entscheidungen von Person zu Person ganz unterschiedlich ausfallen.
Wie ich es finde.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, auch wenn ich mich beim Lesen mehrere Mal ganz unschön ertappt gefühlt habe – aber das war mir eigentlich schon im Voraus klar. „Digitaler Minimalismus“ ist ein interessanter Mix aus Sachbuch, das viele spannende Hintergrundinformationen zum Thema liefert, und Erfahrungsberichten. An manchen Stellen tendenziell etwas redundant geschrieben, was auf der anderen Seite aber dazu führt, dass man die wesentlichen Punkte am Ende der Lektüre wirklich verinnerlicht hat. Das Buch ist leicht zu lesen, was bei einem solchen Thema nicht selbstverständlich ist.
Cal Newport hat in vielen Punkten meine eigenen Vermutungen bestätigt, so zum Beispiel die, dass die Macher von Social Media-Plattformen aktiv darauf hinarbeiten, dass ich als Nutzer möglichst viel Zeit dort verbringe. Als besonders inspirierend empfand ich auch seine Ausführungen über die Amish und ihren sehr bewussten Umgang mit Technologien: Sie lehnen Neues nicht pauschal ab, wägen aber Kosten und Nutzen gegeneinander ab.
Schon vor dem Lesen des Buches war mir klar, dass meine Nutzung von Handy und Social Media nicht unbedingt als sinnvoll zu bezeichnen ist. Nach der Lektüre nehme ich meinen Umgang damit noch mal viel bewusster und kritischer wahr. Ich konnte zahlreiche Impulse für mich mitnehmen und auch schon erste Ideen umsetzen. Für mich hat sich die Lektüre des Buches definitiv gelohnt!
Wer sollte es lesen?
Jeder, der sich selbst schon des Öfteren dabei erwischt hat, dass er mehr Zeit am Handy oder im Internet verbringt als ihm guttut.
Wo ist es erschienen?
NICOLE STURM
ist Theologin, Heilpraktikerin für Psychotherapie, Autorin und Redakteurin. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Lübeck.