Wie heißt’s?

ABGEHÄNGT ODER ANGEDOCKT?

Von den Senioren der Bibel für das Alter lernen

 

 

Wer hat’s geschrieben?

Eckart zur Nieden arbeitete nach seiner theologischen Ausbildung in einem Missionswerk und dann 35 Jahre beim Evangeliums-Rundfunk (ERF) in Wetzlar. Er ist Autor von mehr als 50 Büchern für Erwachsene und Kinder, 30 Kinder-Hörspielen sowie zahlreicher Liedtexte.

 

Worum geht’s?

Fast alle Menschen wollen alt werden, aber nicht wirklich alt sein. Viele fürchten die Defizite, die sich mit dem Alter einstellen. Das „Demographie-Problem“ wird diskutiert. Pflegenotstand, Altersarmut – die Stichworte sind bekannt. Und dann sind da die Medien: In ihnen tauchen sie oft auf, die Senioren, die topfit sind, mit dem Fahrrad die Länder der Welt erkunden, die den Halb-Marathon laufen oder ähnliche Superleistungen vollbringen. Oder sie sind die Gebrechlichen, die Kranken, die schützenswerte Risikogruppe, als die sie speziell in Coronazeiten wahrgenommen wurden.

 

Der Autor erschließt für die Gruppe der Senioren in unserer Gesellschaft eine Referenzgruppe, die nicht oft im Fokus ist: die Alten der Bibel. Er leuchtet ihre teils sehr unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten und Rollen in ihren Gesellschaften aus. Dabei fokussiert er sich nicht allein auf den biblischen Befund, sondern zieht die Linien immer auch in die heutigen Herausforderungen, denen sich speziell Christen im Alter ausgesetzt sehen. Die Personen, die vorstellt werden, sind Aaron, Daniel, David, Elia, Hiskia, Isaak, Jakob, Jeremia, Miriam, Noah und Samuel. Jede dieser Persönlichkeiten des Alten Testamentes wird mit ein paar Stilelementen vorgestellt. Einige Szenen lesen wir als „dramatisierte“, leicht ausgeschmückte Nacherzählung des biblischen Textes. Und es gibt journalistisch zusammengefasste Zusammenhänge.

 

Analytisch wird zur Nieden, wenn er die Herausforderung, die Schwächen und die Stärken der geschilderten Personen herausstellt. Und das ist dann auch die Brücke, die er den Leserinnen und Lesern zu den aktuellen Herausforderungen alternder Christen schlägt. Dabei ist der Blick immer auf die „Risiken und Nebenwirkungen“ gerichtet, die sich im Alter für die Glaubenspraxis ergeben. Die Fallen werden deutlich, die selbst langjährige Christen erwarten, wenn sie nicht wachsam sind. Vor allem aber ermutigt, von den Stärken zu lesen, die durch Gottes Gnade dem alt werdenden und alt gewordenen Gläubigen zuwachsen.

 

Wie ich es finde?

Ich habe das Buch teilweise vor dem Schlafengehen kapitelweise im Bett gelesen. Es ist handlich und ganz auf die Zielgruppe zugeschnitten, trägt der große Druck zwar zu dem Seitenvolumen bei, erleichtert aber auch das Lesen. Jedes Kapitel besteht im Durchschnitt aus 20 leicht lesbaren Seiten.

 

Bei den inneren Qualitäten der Aussagen und des Inhalts sind mir ein paar Dinge aufgefallen. Grundsätzlich wird deutlich, dass auch bei den alt gewordenen Glaubenshelden und -heldinnen der Bibel das Auf-gute-Weise-alt-Werden kein Selbstläufer ist. Die Ehrlichkeit der Bibel zeichnet ein realistisches Bild von Stärken, Schwächen und Versuchungen. Das macht es leichter, sich der Wirklichkeit des eigenen alternden (und doch auch immer wieder jung machenden) Glaubens zu stellen. Deutlich wird auch, dass es im Alter nicht immer das im Film so beliebte Happy-End gibt. Glaube wird im Alter nicht „auf Wolke 7 mit Violinen-Begleitung und Klimaanlage“ gelebt. Das hilft, die Härten des eigenen Alters leichter anzunehmen.

 

Und auch die jenseitige Wirklichkeit, die Ewigkeit, ist immer im Fokus. Das Denken über den Tod hinaus zeigt auch die Hoffnung auf, die dem Tod den Schrecken nimmt – wenn der Glaube an den lebendigen Gott, den Retter Jesus Christus und den stärkenden Heiligen Geist vorhanden ist. Insofern ist es auch ein zum Glauben einladendes Buch – auch für Skeptiker. Denn selbst im Altenheim drücken sich viele immer noch gern vor der Perspektive der Endlichkeit ihres Lebens.

 

Der ehrliche Praxisbezug ist durchgehend vorhanden. Ich kann mir daher vorstellen, dass die einzelnen Kapitel eine gute Vorlage für Andachten und Bibelarbeiten in Seniorenkreisen oder Hauskreisen abgeben. Und nicht zuletzt ist das Buch ein gutes „Vorlesebuch“ bei Seniorenbesuchen zu Hause oder im Altenheim.

 

 

Wer sollte es lesen?

Oskar Schnetter, einer der Pioniere der christlichen Arbeit mit Senioren, hat einmal gesagt: „Menschen ab vierzig sollten beginnen, sich mit dem eigenen herannahenden Alter zu beschäftigen.“ Wer sich darauf vorbereitet, wird nicht so schnell von dieser neuen Lebenswirklichkeit überrascht.

Darum sollten Christen das Buch lesen – natürlich! Für sie ist es sicher eine Offenbarung besonderer Art, weil Personen des Alten Testaments behandelt werden.

Und auch Menschen, die dem Glauben (noch) nichts anzufangen wissen, sollten es lesen – natürlich! Der menschenfreundliche Stil zur Niedens ist plastisch und ansprechend, sodass das Buch das Potenzial hat, auch solchen den Zugang zum Glauben zu öffnen, die sich selbst als „religiös unmusikalisch“ bezeichnen. Es ist ihnen zu wünschen, dass sie nicht ohne Hoffnung dem Tod gegenüberstehen.

 

 

Wo ist es erschienen?

Francke-Buch (Marburg), 253 Seiten, EUR 12,95 (Buch), EUR 10,99 (E-Book)

 

 

HEINZ-MARTIN ADLER

verheiratet mit Margret, Vater, Großvater und Urgroßvater, war Verlagsmitarbeiter, Geschäftsführer und Erwachsenenbildner und befindet sich heute im aktiven Unruhestand. 

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