Der erste Schock war heftig: 6000 Euro Verlust an Einnahmen durch die Absage einer Vortragstour und Buchverkäufen! Das Geld hätte für ein paar Monate reichen sollen. Jetzt war es futsch. So einen Verlust stecke ich nicht eben mal so mit links weg.

 

Abgesehen vom Geld: Ich liebe es mit Menschen zusammen zu sein und sie zu inspirieren. Das war jetzt auch weg. Also habe ich das getan, was jeder vernünftige Mensch in so einer Situation macht: Ich habe geweint. Ein Wochenende lang habe ich mich dem Frust und dem Schmerz hingegeben. Dann fing ich an zu denken – für andere.

 

 

Was kann ich für andere tun?

In Krisen ist natürlich jede helfende Hand gefragt und wenn die Titanic untergeht, müssen auch Orchestermusiker Wasser schöpfen. Doch grundsätzlich glaube ich, dass sich im Idealfall jeder da engagieren sollte, wo er seine stärksten Gaben und die meiste Freude hat. Auch jetzt.

 

Zwei meiner Gaben sind Dinge gut zusammenzufassen und auf ungewöhnliche Lösungen zu kommen. Also habe ich erst mal geschrieben: Tipps für Einzelne, Gemeinden und Selbstständige.  Anschließend habe ich über Lösungen nachgedacht. Nachgedacht ist eigentlich der falsche Begriff. Ich denke nicht, es denkt in mir. Und plötzlich springt mich eine Idee an, Laufband und Laptophalter bilden den idealen Arbeitsplatz. Doch eine Idee haben ist leicht. Sie im Detail umzusetzen, ist dann harte Arbeit.

 

Gerade vertiefe ich eine Idee, wie man bereits vorhandene technische Geräte umbauen und für die Krise nutzen könnte. Ich telefoniere mit Ärzten, Technikern und Ingenieuren. Ich lerne viel. Ich weiß noch nicht, ob es klappt. Doch ich will es versuchen. Das eine Prozent Chance nutzen – und falls es klappt, wäre es genial.

Wenn du dir überlegst: „Womit kann ich jetzt anderen dienen?“, wird das anderen, aber vor allem auch dir selbst guttun.

Die Gewinner in dieser Krise werden die sein, die für andere denken und Lösungen entwickeln. Das gilt sowohl für die Industrie als auch für jeden einzelnen. Wenn du – nach einer ersten Schockzeit, wo das normal ist – auf Dauer nur an dich denkst, wird es dir seelisch und auch körperlich immer schlechter gehen. Du wirst verlieren.

 

Wenn du dir stattdessen überlegst: „Womit kann ich jetzt anderen dienen?“, wird das anderen, aber vor allem auch dir selbst gut tun. Es wird dich von deiner Angst ablenken. Und dir Freude schenken, wenn du siehst oder hörst, wie sich Freude verbreitet.

 

Was kann ich tun mit meinen speziellen Gaben?

Die einfachste Möglichkeit, anderen jetzt zu dienen, ist zu überlegen:

 

1. Was kann ich gut und mache ich gern – Kochen, Gärtnern, Nähen, Singen, Schreiben, Lehren?

2. Was brauchen andere gerade? Ermutigung, Essen, praktische Hilfe?

3. Wie kann ich 1. und 2. sinnvoll kombinieren?

 

 

Manche Menschen nähen zurzeit Mundschutz für Pflegepersonal, aber auch für Familien und Freunde, andere kaufen für ihre Nachbarn ein. Wieder andere kochen für Familien, die durch Homeoffice plus Betreuung der Kinder unter doppelter Belastung stehen. Oder sie reparieren Fahrräder, damit andere draußen Sport machen können.

 

Einige Musiker haben virtuelle Chöre gegründet. Wieder andere schreiben echte, ermutigende Briefe und schicken sie an Menschen. Und die nächsten nutzen ihr Wissen und geben es im Internet weiter.

 

Es gibt mehr Lösungen als Probleme – und nein, das ist kein Schreibfehler! Es gibt tatsächlich für viele Probleme mehr als eine Lösung. Die Corona-Krise ist ein großes Problem, keine Frage. Doch eigentlich ist es gar nicht so groß – es setzt sich nur aus Millionen verschiedener kleiner Einzelprobleme zusammen. Das Gesamtproblem jedoch wird nicht einer alleine lösen können. Keine Regierung. Kein Forscher. Doch wenn du deine Fähigkeiten einsetzt, um die Krise an der einen oder anderen Stelle etwas kleiner zu machen, dann haben wir alle gewonnen.

 

Der erste Gewinner bist du selbst, denn du gewinnst Freude und eine bessere Gesundheit und das gute Gefühl: „Ich kann etwas beitragen.“ Dazu wünsche ich dir viel Freude.

Kerstin Hack

ist Verlegerin, Speakerin und Coach. Sie lebt und arbeitet in Berlin auf einem ehemaligen DDR-Marineschiff, das sie gemeinsam mit Freunden zu einem Haus- und Seminarboot umgebaut hat.

 

www.kerstin-hack.de

 

www.down-to-earth.de

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