„Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt.“

Hiob 19,25 (Monatsspruch November)

 

 

Was tun, wenn wir mit dem Rücken an der Wand stehen? Wenn alles, worauf wir Hoffnung gesetzt haben, zersprungen ist und wir vor einem großen Scherbenhaufen stehen? Was tun, wenn wir mit einer Diagnose konfrontiert werden, deren glimpflicher Ausgang kein Arzt bestätigen kann? Die Ehe nach jahrelangem Kämpfen vor dem Aus steht, die Kinder ganz eigene Wege gehen, der Beruf sich in den letzten Jahren verändert hat und wir plötzlich Angstzustände bekommen, beim bloßen Gedanken an den Job? Was tun wir, wenn das Leben wirklich so ganz und gar anders verläuft, als wir es uns einmal erhofft und erträumt haben? Was tun, wenn wir schmerzhaft feststellen, dass menschlich gesehen keine Hoffnung mehr haltbar ist?

 

Wenn Leichtigkeit zum Fremdwort wird

Zeiten, in denen es so richtig schwarz im Leben wird – diese Zeiten braucht kein Mensch! Zeiten, in denen Leichtigkeit ein Fremdwort und Glück im Lebens-Duden nicht mehr zu finden ist. Wenn die Seele nach Freiheit und Erlösung schreit, nach Sauerstoff ringt und nach einem Wunder dürstet. Zeiten, in denen ein Mensch vom Leid niedergedrückt wird und sich mit letzter Kraft dagegen aufbäumt.

Zeiten, in denen es so richtig schwarz im Leben wird – diese Zeiten braucht kein Mensch!

Beim Schreiben dieser Zeilen wünsche ich mir so sehr, dass diese Zeiten möglichst wenige Menschen erleben müssen. Ich hoffe, dass sie nur eine Ausnahme sind und dass sie den meisten Menschen erspart bleiben. Aber leider fallen mir prompt so viele Freunde und Bekannte ein, die mit wirklich harten Schlägen im Leben kämpfen mussten. Da ist die Mutter, die ihr Kind auf schreckliche Weise verloren hat. Da ist die junge Ehefrau, die von ihrem Mann betrogen wurde. Da ist das Kind, das schwer krank geboren wurde. Und mir wird einmal mehr klar: Keiner von uns kann sich vor Leid schützen.

 

Über allem: Hoffnung

Auch Hiob erlebte Leid – und das auf allen Ebenen! Das Leid, einer schlimmen Krankheit ausgesetzt zu sein. Das Leid, als seine große Familie durch einen Unfall ums Leben kommt. Das Leid, all seinen Besitz zu verlieren. Das Leid, von den liebsten Menschen nicht verstanden zu werden und sich stattdessen endlose Reden mit unbarmherzigen Ratschlägen anhören zu müssen. Hiob stand so richtig mit dem Rücken an der Wand! Da gab es nichts mehr, was noch gut lief. Und nichts mehr, was er noch hatte.

Bis auf einen – Gott. In all dem Schwarz seines Lebens wusste Hiob, dass es jemanden gibt, der die Hoffnungsfahne hochhält. Und so proklamiert er mitten im Leid: „Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der Letzte wird er über dem Staub sich erheben“ (Hiob 19,25). Da gab es einen, der mit seinem Latein noch nicht am Ende war. Der vom Chaos nicht überwältigt wurde – im Gegenteil: der mitten im Zerbruch etwas Neues entstehen lassen konnte. Etwas ganz Neues, worauf es sich zu hoffen und zu warten lohnte. Vielleicht zunächst zaghaft, aber diese Hoffnung konnte wachsen, größer und kraftvoller werden. An dieser Hoffnung, die einen Namen trägt, hält Hiob sich fest und lässt sich von ihr tragen. Eine Hoffnung und Kraft, die ich uns allen wünsche, wo und wann immer es dunkel für uns wird.

 

Nelli Bangert

liebt es, Menschen in ihrem Glauben zu ermutigen und neu herauszufordern. Das tut sie mit ihren Büchern, auf Social Media und im Rahmen von Freizeiten und Events, auf denen sie immer wieder als Sprecherin unterwegs ist. Mit ihrem Mann Christian leitet sie einen Jugendkreis.

 

www.nelli-bangert.de 

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