„Seit unsere drei Kinder alle in der Schule sind, läuft der Alltag eigentlich soweit ganz gut. Was ich allerdings nur schwer erträglich finde, ist dieses ständige Streiten. Mir graut es oft vor den Wochenenden oder Feiertagen oder gar Ferien, wenn die Kinder die ganze Zeit zu Hause sind. Kann ich etwas tun, um Geschwisterkonflikte zu vermeiden?“

 

 

Konflikte und Streit entstehen, wenn Menschen zusammenleben oder arbeiten oder einfach nur beieinander sind. Das ist völlig normal, denn Menschen haben unterschiedliche Temperamente, die in der Regel angeboren sind, ebenso wie die verschiedenen Stärken und Schwächen. Weil Konflikte zum Menschsein gehören, gehören sie auch zum Alltag im Familienleben.

 

Wir können Konflikte also nicht wirklich vermeiden – aber wir können und dürfen durchaus lernen und auch unsere Kinder darin anleiten, wie man mit Konflikten umgeht, wie eine gute Kommunikation gelingen kann, wie man seine eigene Meinung und Position vertreten und dabei doch empathisch und respektvoll mit der Meinung anderer umgehen kann. Grundsätzlich sollten Sie versuchen, die Kinder ihre Probleme alleine lösen zu lassen, aber es gibt ein paar Dinge, die Sie im Alltag beachten können: 

 

1. Stärken Sie den Familienzusammenhalt

Verbringen Sie regelmäßig Zeit mit den Kindern, in denen Sie möglichst alle Spaß haben und in lockerer Atmosphäre miteinander reden können. Solche Zeiten ergeben sich in der Regel nicht von selbst, sie müssen geplant werden. Wenn die Meinungen darüber auseinandergehen, was dem Einzelnen Spaß macht, dann erstellen Sie eine Wunschliste von Aktivitäten, die Sie abarbeiten können. Bei solchen Familienzeiten sollten Sie versuchen, jedem Kind ausdrückliche Zuneigung zu schenken durch Berührungen oder Worte.

 

Nehmen Sie bewusst jedes einzelne Kind in seiner Persönlichkeit an und wirken Sie aktiv dem Konkurrenzdenken entgegen, indem Sie im Alltag Vergleiche jeglicher Art vermeiden, sondern sich stattdessen auf die Stärken und Erfolge jedes einzelnen Kindes konzentrieren und sich ihm entsprechend zuwenden.

Nehmen Sie bewusst jedes einzelne Kind in seiner Persönlichkeit an und wirken Sie aktiv dem Konkurrenzdenken entgegen, indem Sie im Alltag Vergleiche jeglicher Art vermeiden.

Wenn Sie den Eindruck haben, dass Ihre Kinder sich ständig bekämpfen, könnten Sie mit Hilfe einer „Team-Liste“ versuchen, die Kinder zusammen kämpfen zu lassen: Dabei sammeln sie gemeinsam Punkte, indem sie freundlich und respektvoll miteinander umgehen und werden anschließend gemeinsam belohnt. Solche Listen werden am besten über einen vorher festgelegten Zeitraum geführt – vielleicht planen Sie dies für die nächsten Ferien?

 

 

2. Achten Sie auf gute Kommunikationsregeln

Überlegen Sie mit den Kindern gemeinsam, an welche Regeln Sie sich halten wollen. Zum Beispiel:

 

→ Wir sagen auf freundliche Weise, was uns ärgert (dabei sollte das Verhalten und nicht die Person im Vordergrund stehen).

 

→ Wir hören einander zu und versuchen, die Gefühle des anderen wahrzunehmen.

 

→ Wir halten uns nicht zu lange mit dem Problem auf, sondern wenden unsere Energie darauf, eine Lösung zu suchen.

 

→ Wir vermeiden verletzende Bemerkungen, Schreien, Schimpfwörter, Spott, Hänseleien und einen respektlosen Umgangston.

 

Um das zu lernen, brauchen Kinder natürlich unser Vorbild, aber auch ganz viel Übung! Versuchen Sie doch einmal, sich mit Ihren Kindern gemeinsam mögliche Konflikte auszudenken und diese dann in einem Rollenspiel einzuüben.

 

 

3. Bestärken Sie respektvolles Verhalten …

… und dulden Sie kein respektloses! Wenn Ihre Kinder wissen, welches Verhalten Sie von ihnen erwarten (oder Sie es gemeinsam besprochen und festgelegt haben), dann brauchen sie unbedingt Bestärkung, wenn etwas geklappt hat. Reagieren Sie also möglichst sofort, wenn Ihre Kinder sich richtig verhalten! Loben Sie sie und zeigen Sie auch die positiven Folgen des richtigen Verhaltens auf! So lernen Kinder, dass sich respektvolles Verhalten lohnt.

 

Wenn Sie grundsätzlich darauf achten, dass sich Ihre Kinder geliebt und angenommen und wertgeschätzt fühlen, haben Sie schon sehr viel für ein gutes Familienklima getan.

Achten Sie andererseits darauf, dass Grenzen eingehalten werden. Besprechen Sie am besten mit den Kindern gemeinsam, welche Maßnahmen bei respektlosem Verhalten ergriffen werden sollen, zum Beispiel diese:

 

„Beim Streit um die Fernbedienung bleibt der Fernseher aus!“

 

„Bei einem eskalierenden Streit auf dem Autorücksitz vereinbaren wir fünf Minuten, in denen keiner redet.“

 

„Bei Schimpfwörtern zahlen wir 50 Cent in die Familienkasse.“

 

„Bei Tritten unter dem Esstisch wird eine Pause eingelegt oder die Mahlzeit beendet.“

 

Und schließlich:

 

 

4. Bleiben Sie gnädig …

… mit Ihren Kindern und auch mit sich selber! Wenn Sie im Familienalltag grundsätzlich darauf achten, dass sich Ihre Kinder geliebt und angenommen und wertgeschätzt fühlen, haben Sie schon sehr viel für ein gutes Familienklima getan. Sehen und verstärken Sie das Gute und vergeben Sie sowohl den Kindern als auch sich selbst, wenn es nicht immer so klappt, wie Sie es sich eigentlich wünschen.

Claudia Hörster 

Jahrgang 1966, verheiratet, Mutter von sechs Kindern, ist Fachreferentin für Familie und Erziehung und Mitglied der Gemeindeleitung der EFG Kelkheim. 

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