„Meine beste Freundin und ich kennen uns schon sehr lange. Wir mögen uns wirklich sehr, aber in letzter Zeit fliegen öfter mal die Fetzen. Manchmal bin ich neidisch auf sie, weil sie als Single nicht so aufs Geld schauen muss, wie ich als Mutter von drei Kindern. Sie hingegen, so meine Vermutung, frustriert es, dass ich glücklich verheiratet bin und sie (noch) nicht. Als Christinnen wünschen wir einander wirklich von Herzen das Beste, aber diese versteckten ,Kämpfchen‘ belasten unsere Beziehung sehr. Was können wir gemeinsam dagegen tun, damit unsere Freundschaft beschwerdefrei wird?“
Je enger eine Beziehung zwischen zwei Menschen ist, desto größer ist das Konfliktpotenzial, das sie mit sich bringt. Einerseits werden wir durch enge Beziehungen mit viel Nähe beschenkt, andererseits aber erscheinen die eigenen Defizite umso größer, je intensiver wir „hautnah“ erleben, dass der andere etwas hat, was uns versagt ist. Da ist es nicht ungewöhnlich, wenn Neid aufkommt, der eine Beziehung dann wirklich sehr belasten kann.
1. Gestehen Sie Ihre Defizite voreinander ein
Machen Sie im Gespräch mit Ihrer Freundin Ihren Neid zum Thema und erzählen Sie ihr, wie es Ihnen innerlich geht. Teilen Sie Ihre Gefühle und Gedanken mit, denn Streit kommt meist nur da auf, wo Dinge lange unausgesprochen geblieben sind. Spielen Sie mit offenen Karten und ermuntern Sie Ihre Freundin, sich ebenfalls mitzuteilen und Sie an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben zu lassen. Auch hier ist geteiltes Leid halbes Leid und ein ehrliches Mitteilen wird Entspannung in Ihre Beziehung bringen. Sie vermuten, womit Ihre Freundin zu kämpfen hat – aber nur sie kann Ihnen wirklich sagen, was sie innerlich bewegt und worum sie Sie beneidet. Es wird Ihnen beiden gut tun, die Dinge einmal aussprechen zu dürfen, die zwischen Ihnen stehen und die Beziehung belasten.
Einerseits werden wir durch enge Beziehungen mit viel Nähe beschenkt, andererseits erscheinen die eigenen Defizite umso größer, je intensiver wir erleben, dass der andere etwas hat, was uns versagt ist.
2. Betrachten Sie einander als Bereicherung
Sie haben das große Vorrecht, durch Ihre Freundin die Sorgen und Nöte von Singles kennenzulernen und Ihre Freundin darf im Gegenzug in den Alltag einer Ehefrau und Mutter hineinschnuppern. Sie sind keine Konkurrentinnen, die sich um den gleichen Arbeitsplatz beworben haben, sondern jede von Ihnen hat Ihren Gaben- und den Aufgabenbereich, in den Gott Sie hineingestellt hat. Betrachten Sie einander als Geschenk, als Bereicherung für Ihr Leben, und nehmen Sie Ihre persönlichen Lebensumstände an. Würden Sie wirklich Ihre Familie für das Geld Ihrer Singlefreundin hergeben wollen?
3. Eine beschwerdefreie Freundschaft gibt es nicht
„Wenn zwei immer der gleichen Meinung sind, ist einer überflüssig.“ An diesem Sprichwort ist viel Wahres dran, denn eine Beziehung, in der es keine Auseinandersetzungen gibt, ist langweilig, wenn nicht sogar schon tot. Auch die Tatsache, dass sie Christen sind, bedeutet nicht, dass sie sich immer und in allen Punkten einig sein müssen. Nehmen Sie die Andersartigkeit Ihrer Freundin als Herausforderung an und arbeiten Sie daran, konstruktiv mit ihr zu streiten. Ein gutes Streitgespräch öffnet neue Horizonte und bringt uns weiter.
Was bewegt Sie?
Sie haben ein seelsorgerliches Anliegen? Dann schreiben Sie uns! Gerne nehmen wir Ihre Frage auf und beantworten sie – natürlich anonymisiert – in unserer Rubrik „Lebensfragen“. Dazu werden sämtliche Namen, Daten oder sonstige Erkennungsmerkmale zum Schutz Ihrer Privatsphäre unkenntlich gemacht.
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Auch wenn Sie sich als Christin stets für ein friedliches Miteinander stark machen sollten, bedeutet das nicht, dass Sie eine fälschliche Friede-Freude-Eierkuchen-Mentalität vertreten müssen. Gerade als Christen sind Sie beide von Gott dazu berufen, aufrichtig miteinander umzugehen und wo nötig, ehrlich und konstruktiv Missverständnisse und/oder Fehlverhalten anzusprechen, gerade weil der andere Ihnen etwas bedeutet. So formen Sie – natürlich auf respektvolle Art und Weise – als Freundinnen gegenseitig Ihre Persönlichkeiten. In der Bibel heißt es dazu sehr plastisch: „Eisen wird mit Eisen geschärft und ein Mensch bekommt seinen Schliff durch Umgang mit anderen“ (Sprüche 27,17).
4. Bitten Sie Gott um die richtigen Worte zur richtigen Zeit
Und nicht zuletzt: Mit Gott haben Sie immer jemanden an Ihrer Seite, der Sie auch in zwischenmenschlichen Konflikten begleiten möchte. Seien Sie sicher, dass ihm Ihre Freundschaft am Herzen liegt. Denn er hat uns für Beziehungen geschaffen – ob zum Ehepartner, zu Kindern, zu Freunden oder Arbeitskollegen – und möchte, dass diese funktionieren. Beten Sie deshalb regelmäßig für Ihre Beziehungen, auch und in diesem Fall besonders für die zu Ihrer Freundin. Bitten Sie Gott, Sie für den richtigen Zeitpunkt für ein Gespräch sensibel zu machen. Und auch darum, dass er Ihnen Weisheit, Liebe, Demut und die richtigen Worte schenkt.