Wir Menschen schieben ja gerne Dinge auf und reden uns aus allem Möglichen heraus. Wir haben Wünsche und Träume, Ideen und Pläne. Doch allzu oft werden die von einem schnellen „Aber“ gleich mal wieder gekillt. Und gerne gewöhnen wir uns ein Pläne raubendes „Wenn-dann“-Denken an. Kennst du das? Bei mir klingt das so:

„Wenn die Sonne scheint und es wieder wärmer wird, fange ich das Joggen wieder an.“

„Wenn ich groß bin, kaufe ich mir ein Wohnmobil.“

„Wenn ich meinen Traummann gefunden habe, machen wir eine Hochzeitsreise nach New York.“

„Wenn ich heirate, kaufe ich mir Bettwäsche in Komfortgröße.“

Ich nenne es „Aufschieberitis“. Darunter leiden viele Menschen, und leider auch viele Singles – so wie ich, wie ihr an den letzten beiden Wenn-dann-Sätzen erkennen könnt.

Doch dieses Wenn-dann-Denken verhindert Leben. Versteht mich nicht falsch: Ich bin keine Anhängerin der konsumgierigen „Heute-hier-jetzt-alles-sofort“-Ideologie. Aber meine Erfahrung zeigt mir: Manchmal kann es zu spät werden.

In der Autobiografie von Michelle Obama, der Ehefrau des ehemaligen US-Präsidenten, las ich von Michelles Freundin. Sie hätte eine ähnliche Karriere wie Michelle haben können und als Anwältin schon mit Mitte 20 viel Geld verdienen können. Aber sie ging mit ihrer Mutter auf Weltreise. Michelle hat das sehr irritiert. Und neidisch gemacht. Während sie selbst sich von Examen zu Examen büffelte, lag ihre Freundin an den schönsten Stränden der Welt. Wenige Jahre später stand Michelle am Sterbebett ihrer Freundin. Der Krebs hatte ihr Leben aufgefressen – aber, so konstatiert Michelle Obama: Sie hatte gelebt.

Schluss mit „Hätte, hätte“

Wenn ich immer nur alles aufschiebe, verpasse ich eine Menge. Ich möchte mir nicht vorwerfen, jemals Wichtiges verpasst zu haben. Darum packe ich meine Träume an – hier und jetzt:

Hochzeitsreise nach New York: Check! – Mit meiner besten Freundin, ohne Hochzeit. War traumhaft!

Bettwäsche in Komfort-Größe: Check! – Eine 155 mal 220 Zentimeter-Bettdecke gekauft. Seitdem habe ich viel Platz zum Kuscheln!

Urlaub mit Kindern: Check! – Jedes Jahr verreise ich mit meinen beiden kleinen Patenmädels, beweise, dass auch ich Mama sein könnte – und es ist wundervoll!

Schöne Kleider im Schrank: Check! – Es tut gut, mich immer wieder richtig schön anzuziehen!

Meine liebe Freundin Esther arbeitet als Therapeutin mit Patienten nach Schlaganfällen. Das sind oft Senioren, die gerade in den Ruhestand eingetreten sind. Und viel zu oft hört Esther Sätze wie „Jetzt wollten wir doch eigentlich endlich mal …“

Du kannst für dich sicherstellen, dass du dein Leben lebst, indem du die Aufschieberitis aktiv bekämpfst. Wie lauten deine „Wenn-dann“-Sätze? Schreib sie mal auf! Und dann schau, was du gar nicht von deiner Hochzeit oder von was auch immer abhängig machen brauchst. Und dann setze deine Pläne, Träume, Ideen und Wünsche um, füll sie mit Leben! Für manches wirst du vielleicht lange sparen (so wie ich auf meine Reise nach New York), manches kannst du gleich heute noch angehen. Ich wünsche dir, dass du vor Mut kochst! Und Schritte gehst hin zu mehr Lebendigkeit und prallem Leben.