Gestritten wird in praktisch jeder Paarbeziehung. Warum schaffen es manche, sich trotzdem lieb zu haben und andere zerbrechen daran? Oder besser gefragt: Wie kann man besser streiten?

 

Bei uns droht Aggro-Stimmung beim Thema Pünktlichkeit. Während Marcus ein Zeitmanagement-Buch veröffentlicht hat und (nicht nur) deshalb nie wieder zu spät kommen möchte, sieht Susanne das Thema wesentlich entspannter. Sie nutzt lieber jede Minute aus und nimmt dabei gelassen in Kauf, auch mal etwas zu spät zu kommen. Beim Warten auf Susanne steigt bei Marcus der Stresspegel, und wenn sie dann endlich erscheint, würde er am liebsten einen ordentlichen Zank vom Zaun brechen.

 

So schnell geht es, dass man vor Ärger überschäumt. Dann loszustreiten mündet meist in heftigen Angriffen, verletzenden Worten und destruktiven Auseinandersetzungen. Wir plädieren für einen Ausstieg aus dem Kampfmodus: Wenn die Luft dick wird und Sie spüren, dass es explosiv oder zunehmend verletzender wird, ist es gut, wenn Sie sich erstmal gegenseitig eine Auszeit gönnen. Kühlen Sie ab, kommen Sie runter und lassen Sie ein paar Stunden vergehen, bis die extrem negativen Emotionen verraucht sind. Und dann gehen Sie den Streit in einer geordneteren Gefühlslage an. Sie machen es nicht besser, wenn Sie einander anschreien, beleidigen und sich gegenseitig beschuldigen.

 

Raus aus der Gefühlsspirale

Gehören Sie auch zu den hitzigen Paaren, die leicht aneinander hochgehen? Dann vereinbaren Sie ein Zeichen, das den Waffenstillstand ausruft. Sagen Sie zum Beispiel „Stopp!“ oder „Timeout“. Sie können sich auch ein Stopp-Schild basteln, das in den betreffenden Situationen hochgehalten wird. Das heißt nicht, dass der Streit unter den Teppich gekehrt wird, sondern kündigt zugleich an: „Später reden wir darüber.“ Aber: Später dann auch wirklich reden! Das ist wichtig. Denn wer Konflikte permanent unter den Tisch kehrt, riskiert, dass sie sich dort anhäufen und irgendwann zu einem Riesenproblem werden.

 

Eine der wichtigsten Strategien beim Lösen von Konflikten ist es, „bei sich“ zu bleiben.

Wie kann man dann so ein emotional aufgeladenes Thema gut miteinander besprechen? Eine der wichtigsten Strategien beim Lösen von Konflikten ist es, „bei sich“ zu bleiben. Wer bei sich bleibt, gereift das Gegenüber nicht an. Marcus könnte also, um zum Beispiel zurückzukehren, sagen: „Susanne, als ich vorher so lange auf dich im Auto gewartet habe, da bin ich mächtig unter Druck geraten. Ich wurde zunehmend nervös und hab mich echt geärgert. Mir ist es so wichtig, dass wir pünktlich zu Terminen kommen und ich wünschte, du würdest mir da mehr entgegenkommen.“

So ausgedrückt kann Susanne eigentlich nicht sauer reagieren. Vielleicht wird sie versuchen, zu erklären, warum sie nicht schneller war, aber letztlich muss sie einsehen, dass Marcus ein berechtigtes Anliegen hat. Und da sie ihn liebt, wird sie sich das nächste Mal vermutlich mehr Mühe geben, ihn nicht warten zu lassen.

 

Gut streiten lernen

Probieren Sie es doch mal beim nächsten Konflikt aus: Erst drücken Sie innerlich die Stopp-Taste, atmen durch, beruhigen sich. Und wenn die Stimmung nicht mehr so hitzig ist, dann bemühen Sie sich, Ihrem Gegenüber aus der Ich-Perspektive zu beschreiben, welche Gefühle die Situation bei Ihnen geweckt hat und was Sie sich wünschen würden. Wenn Sie dann noch offen sind, sich auch die Argumente des Anderen anzuhören, dann sind Sie auf dem besten Weg zu einer richtig guten Streitkultur, die die Beziehung voranbringt, statt sie zu zerstören.

 

Susanne & Marcus Mockler

sind seit über 30 Jahren verheiratet und Autoren des Ehe-Ratgebers „Das Emma-Prinzip“ (adeo Verlag). Sie halten Vorträge und Seminare zum Thema „Ehe und Familie“. Susanne ist systemische Paartherapeutin mit eigener Praxis und hat einen Bachelor-Abschluss in Psychologie. Marcus ist Journalist und Koautor verschiedener Bestseller. Die beiden leben mit ihren Kindern auf der Schwäbischen Alb.

 

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