Wie heißt’s?

ICH BIN DANN MAL BEI MIR

12 Auszeiten für die Seele. Ein Selbstversuch

 

Wer hat’s geschrieben?

Die beiden Freundinnen Verena Carl und Anne Otto aus Hamburg. Verena arbeitet als Journalistin und Autorin, Anne ist Diplom-Psychologin und Wissenschaftsjournalistin.

 

Worum geht’s?

An einem Herbsttag saßen Verena Carl und ihre Freundin Anne Otto in einer Bar zusammen und kamen irgendwann auf das Thema „Selbstsorge“ zu sprechen. Schnell war eine Idee geboren: Anne wird Verena jeden Monat einen Vorschlag machen, wie sie gut für sich sorgen kann. Das Ganze wird ein Jahresprojekt. Jeder Monat steht unter einem anderen Motto: Mal geht es darum, die Natur ganz bewusst zu erleben, mal um einen neuen Zugang zum Thema Essen, während es zu anderen Zeiten um ausgleichende Tätigkeiten, stärkende Filme oder den Umgang mit den eigenen Kontakten geht.

 

Jeden Monat also stellt Anne ihrer Freundin eine Aufgabe. Sie umreißt kurz, worum es geht, und macht erste Vorschläge zur Umsetzung. Die große Frage lautet: Bringen diese ganzen Methoden wirklich etwas? Sorgt Stricken für die erhoffte Entspannung? Was für einen Nutzen hat es, (zumindest eine Zeit lang) auf die sozialen Medien zu verzichten? Kann man Ärger fasten? Wie wirkt es sich aus, wenn man Auszeiten in der Natur nimmt – und reicht da der Stadtpark um die Ecke oder muss es zwingend ein (Mehr-)Tagesausflug in die womöglich weit entfernten Berge oder ans Meer sein?

Verena macht den Selbstversuch und berichtet anschließend von ihren ganz unterschiedlichen Erfahrungen: von dem, was ihr auf Anhieb gelang; von dem, wo es hakte; von dem, was sich bewährt hat und auch dem, was für sie nicht gepasst hat. Ganz bewusst geht es dabei um ihre eigenen Erfahrungen, um Stolpersteine auf dem Weg und ihre Schlussfolgerungen. Im Anschluss kommentiert Anne diese Erfahrungen, flicht in ihrer Antwort diverse Hintergrundinformationen zu den von ihr eingangs vorgeschlagenen Methoden ein und gibt dem Leser abschließend noch Ideen für Alternativen sowie weitergehende Lektüre und Input zum Thema mit auf den Weg.

 

Wie ich es finde.

Super! Weil es endlich mal einen ehrlichen Blick auf das Thema Selbstsorge wirft. Bitte nicht falsch verstehen: Ich bin ein absoluter Fan von Selbstsorge! Das Problem, das ich mit vielen anderen Büchern zu diesem Thema habe, ist, dass die meisten dahin tendieren, ihre jeweilige Methode als das Nonplusultra darzustellen. Als etwas, das jedem hilft – man muss es nur richtig machen. Das Ding ist nur: Das stimmt nicht! Wir sind als Menschen verschieden, unsere Lebensumstände unterscheiden sich teils gravierend. Da braucht es einen bunten Blumenstrauß an Ideen, damit jeder die Chance hat, das rauszupicken, was zu ihm oder ihr passt.

 

Mit den im Buch vorgestellten Methoden erfindet Anne Otto das Selbstsorge-Rad nicht neu; es ist aber ein gelungener Mix und hat in mir die Lust geweckt, mich mit jeder der Ideen ein wenig auseinanderzusetzen. Vermutlich nicht in der Reihenfolge wie Verena und auch nicht immer einen Monat, sondern so, wie es für mich passt: manches etwas kürzer, manches als Dauerprojekt, weil ich jetzt schon weiß, dass es mir guttut. ___STEADY_PAYWALL___

Was mir besonders gefallen hat, ist, dass ich mich in vielen Erfahrungen von Verena wiedergefunden habe: Bei der inneren Anti-Haltung im Hinblick auf die ein oder andere Methode, die ich rückblickend revidieren musste. Bei Stolpersteinen, die mich ebenfalls zu Fall gebracht haben. Bei den Herausforderungen, die Ideen im Alltagstrubel tatsächlich umzusetzen. Denn es ist nun mal so: So toll eine Selbstsorge-Methode auch sein mag, man muss sie fast immer an die eigene Lebensrealität anpassen. Beispiel „Ernährung“: Klar kann man lernen, intuitiv zu essen, also die Dinge zu den Zeiten und in den Mengen zu essen, wie es für einen gut ist. Nur womöglich kollidiert das mit dem Wert, als Familie gemeinsam zu essen – oder damit, dass man keine Lust hat, für jeden etwas anderes zu kochen.

 

„Selbstsorge mit integriertem Realitätscheck“, so könnte man das Buch vielleicht beschreiben. Was ich dabei schön finde: Die Autorinnen bleiben nicht bei der Benennung der Herausforderungen stehen, sondern suchen nach Lösungen, nach Alternativen und Anpassungsmöglichkeiten. Dieses lösungsorientierte Denken gefällt mir!

 

Wer sollte es lesen?

Menschen, die a) auf der Suche nach einem coolen Jahresprojekt in Sachen Selbstsorge sind; b) gerne von den Erfahrungen anderer profitieren: von inspirierenden Erlebnissen ebenso wie von Hinweisen auf potenzielle Stolperfallen; c) keine Lust haben auf 08/15-Lösungen, sondern sich auf die Suche nach für sie stimmigen Optionen begeben wollen.

 

Wo ist es erschienen?

Beltz Verlag, 259 Seiten, EUR 19,– (Paperback), EUR 17,99 (E-Book)

 

 

NICOLE STURM
hat Theologie studiert und arbeitet als Autorin sowie als psychotherapeutischer Coach (Heilpraktikerin für Psychotherapie) in ihrer Praxis VORWÄRTSLEBEN in Norddeutschland.

 

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